Die Band wird vom Schlagzeuger und Komponisten Ramón Oliveras inspiriert. Er studiert momentan nach abgeschlossenem Schlagzeugstudium an der Zürcher Hochschule der Künste im Zweitmaster zeitgenössische Komposition. Die Sängerin Anna Hirsch hat im vergangenen Herbst am Jazzcampus Basel frisch ihren Master abgeschlossen. Komplettiert wird die Band von dem Kontrabassisten Mo Meyer, Lucca Fries am Klavier und dem Sänger Andreas Lareida. Deren kreativ eingefangenen, überraschend sortierten und schräg gegenüber gestellten Sounds lassen den Zuhörer aufhorchen. Wenngleich über die Spielzeit des Albums hinweg selten eingesetzte, scharfe Kontraste eine kraftvolle, belebende Wirkung erzielen, bleibt die Musik als Gesamterlebnis trotz der sich verändernden Passagen vom roten Faden her homogen.
Diese CD ist echt spannend: Die gesanglichen Strukturen und einige instrumentale Linien sind behutsam eingespielt und bieten damit eine einfühlsame Grundlage für weitere melodische und rhythmische Entwicklungen. Sie lässt eine erstaunliche Nähe entstehen. MOSAISMIC wird hauptsächlich von einem minimalistischen Fluss regiert, der selten von parallel laufenden, anders rhythmisierten Impulsen übertrumpft wird. Deren Gesamtklang und Entfaltung scheinen der Kunstanspruch der jungen Band zu sein.
Jeder Track auf dem Album hat eine philosophische Ebene, der man Zeit schenken sollte. Zuspruch wie Kontrast, Frieden wie Konflikt – die Musik trägt viele Themen. Man darf die Strukturen sowohl im Moment vertikal, als auch über das Stück hinweg horizontal erleben. Eine stets an- und abschwellende Synergie zwischen diesen perspektivischen Eindrücken erzeugt in jeder Komposition entspannende, öffnende Höreffekte.
MOSAISMIC ist ein Album, was man öfter hören kann. An klanglichen Überraschungen, die sich hier entfalten dürfen, mangelt es nicht. Die herausstechenden Sounddetails dürfen aufleben und wirken, übertrumpfen aber auch den Fluß der Platte nicht. Neben schön gespielten Instrumenten und Vokaleinlagen begeistert mich vor allem die künstlerische Ausgewogenheit an Effekten und Sounds. Das Album schafft es, zeitgenössischen Jazz in einen Kontext zu stellen, der die heutzutage gefeierten Mainstreamstrukturen in Anleihen zitiert, aber auch kritisch kommentiert. Zum einen hört man pulsierende Beats, wie sie in Clubs gefeiert werden. Zum anderen schwemmt der Kunstanspruch von IKARUS die Belanglosigkeit aus den teilweise simplen Strukturen heraus. MOSAISMIC klingt einzigartig, und ist auch genreübergreifend interessant für seine Zuhörer.
(Titelfoto: O. Baumann)