Eigentlich mache er das ja nicht, sagte Eric Clapton am Montag nach seinem ersten Set in der ausverkauften Messehalle. Aber es gebe da diesen „local boy“, Jan Vogler, und… bitte! Das gemischte Publikum, in Würde mitgealterte Clapton-Fans, Musikfestspiel-Publikum, vom Bundesverdienstkreuzträger bis zum Möbelpacker, feierte diesen hiesigen Jungen, die Zuhörer spürten die Aufregung und – genossen die Attraktion. Die Cello-Arrangements waren solide, der musikalische Gast hielt sich meist bescheiden im Hintergrund, durfte bei »Tears in Heaven« ein paar schöne solistische Einsprengsel beisteuern. Tom Vörös fand das klasse, Andreas Körner (DNN) „eigenartig“. Dass die beiden einzelne Blumen aus den überreichten Sträußen zupften und ins Publikum warfen, war von Bill Murray abgeguckt und verfehlte die Wirkung nicht. Ein runder, gelungener Abend und ein würdiger Abschluss des 2019er Jahrgangs.
»Visionen« in Bauhaus-Manier waren und blieben bei den 42. Musikfestspielen eher die Ausnahme. „Die Festspielstadt Dresden ist erwachsen geworden“, bilanzierte Jan Vogler – und auch das klingt eher nach soliden Lebensentwürfen denn nach Aufbrüchen ins Offene. Die übliche „Festspielfamilie“ (Programmheft) reiste an und bot wunderbare Konzerte vor unerwartet diszipliniertem Publikum: die unbelehrbaren „War-das-jetzt-der-Mozart-oder-der-Prokofjew–egal“-Zwischen-den-Sätzen-Klatscher blieben fern, beglückende Abende wurden so möglich. Nach 56.000 Gästen im letzten Jahr kamen diesmal 58.000; die bescherten dem Festival allerdings fast 30 Prozent (!) mehr Ticketeinnahmen (2 Mio. EUR nach 1,54 Mio. EUR 2018).
Auch die Musikfestspiele sind in Jan Voglers Intendanz erwachsen geworden. Auf soliden Füßen stehen sie, bieten Künstler von Weltniveau und sorgen über Wochen für ausverkaufte Säle in der Elbestadt. Produktive Anarchie, Liebevoll-lokales, unerwartete Begegnungen und überraschende, explosive Interventionen sind seltener geworden. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Die 43. Dresdner Musikfestspiele finden vom 12. Mai bis 12. Juni 2020 statt.