Mal Jazz, mal Pop, mal kunstvoll, mal simpel, und irgendwie immer schön – Falkevik (Julie Tungevåg) hat eine faszinierende Stimme. Und ihre Lieder bleiben im Ohr. Ehrlich sind sie, wie auch der Stimmklang. „Du fragst mich, wie es mir geht – na, nicht gut. Du fragst mich ein zweites Mal, aber ich bleibe stumm. Bitte frag mich nicht, wie es mir geht, denn du wirst die Antwort nicht mögen. Du fragst mich noch einmal, … ein leiser Abschied.“ („You ask„)
Falkevik spielt und singt am Mittwoch ab 20.30 Uhr im Dresdner Blue Note. Begleitet wird die Sängerin Julie Falkevik von Marius Trøan Hansen an Drums und Elektronik, sowie der Bassistin Ellen Brekken. Für »Musik in Dresden« hat sich Julie für ein kurzes Interview Zeit genommen.
Du sagst, du freust dich besonders auf deine Rückkehr nach Dresden?
Ja, nach Deutschland zurückzukommen ist für mich etwas aufregendes – das Publikum geht einfach so toll mit! Und ihr in Dresden hört besonders gut zu. In Norwegen zu touren ist auch spannend. Ich habe aber das Gefühl, dass die Zuhörer aber nur eine Aufnahmefähigkeit von vielleicht 40 Minuten haben. In Deutschland kann man richtig schön in den Abend hineinspielen. Ich erinnere mich gern an meine bisherigen Konzerte in Dresden und Berlin. Die Reise allein war auch schon unvergesslich. Wir haben aus dem Campingwagen gelebt, der Bass hatte sein eigenes Bett, es war herrlich in Deutschland zu reisen und aufzutreten! Und ja, ich habe das Gefühl, die Dresdner sind besonders musikhungrig.
Wie bist du zur Musik gekommen?
Mein Herz schlägt für zwei Dinge – zum Einen liebe ich die Tiefe der Psychologie, und wie mir das Studium dieses Faches stets neue interessante Einsichten in die Welt, in das menschliche Denken und schlussendlich auch ein gesundes Wohlbefinden ermöglicht. Als ich 14 Jahre alt war, hatte ich zwei Leidenschaften, die mich einfach nicht losließen. Klar, ich war begeistert vom Fach der Psychologie, aber meine große Liebe ist die Musik, die schon immer mein tiefstes Inneres ausgefüllt hat! Bereits seit meiner Kindheit wusste ich, dass ich eines dieser beiden Fächer studieren würde.
Mit 20 bin ich dann nach Oslo gezogen, mit der festen Überzeugung, Psychologin werden zu wollen. Dann kamen aber die Fragen in mir auf. Ich fragte mich täglich, warum ich Musik schreiben möchte, warum es mich einfach nicht loslässt, wieso mein Leben ohne das Performen so leer ist. Letztendlich stellte ich mich der Aufnahmeprüfung, denn ich wusste, dass ich ohne Musik schlicht nicht leben konnte. Und diese Erkenntnis war für mich wortwörtlich ein Grund gewesen, wegen dem ich mich den brennenden, spannenden, herausfordernden Fragen und eben auch dem intensiven Musikstudium gewidmet habe. An der University in Kristianson gründete ich dann während meines Studiums die Band, mit der ich jetzt noch toure. Ich freu mich über den Erfolg, und dass ich meinen Beruf mit Auftritten in vielen verschiedenen Ländern ausführen kann.
Was denkst du, ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Musikerkarriere?
Die Musik ist mein Leben, seit zwanzig Jahren bin ich mit ihr unterwegs. Man erntet nur Erfolg, wenn man sein musikalisches Talent mit Fleiß und ehrlichen kompositorischen Gedanken kombinieren lernt. So empfinde ich das, in meiner Musik stecken intensive Emotionen. Wenn ich einmal anfange, spüre ich meine eigene tiefe Freude am Musizieren. Ich habe immer eine Idee für einen Groove und damit auch bald einen neuen Song – manchmal wünschte ich mir, dass ich täglich meinen eigenen Drummer an der Seite haben könnte. Man muss auch immer am Ball bleiben. Während meines Studiums habe ich gelernt, täglich zu üben. Mein letztes Lied habe ich zum Beispiel im Flugzeug geschrieben. Als ich dann im Studio war, explodierte das Lied, übersetzt heisst es „And then I got lost again“, in mir einfach! Es ist eines von zweien in meinem Repertoire, welches ich auf Norwegisch geschrieben habe. Ich komme von der norwegischen Westküste. Das erste norwegische Lied ist der letzte Titel auf meinem Debutalbum, und auch wenn keiner so richtig den Text verstanden hat, wurde es sehr gut angenommen. Die norwegische Sprache steckt tief in meinem Herzen, manchmal hab ich das Gefühl dass sie zu tief sitzt, als dass ich dann noch in ihrer Sprache schreiben kann. Aber es ist auch befreiend. Das neue Lied kam einfach so, völlig ungeplant, eben im Flugzeug. Und dieses werde ich auch in Dresden singen!
Ich denke nicht so viel, ich mach es einfach. Manchmal kommt mir der Liedtext zuerst in den Sinn, meistens habe ich einen Groove, der dann den Rest des Stückes inspiriert. Ich möchte es einfach, ich kann nicht „nicht schreiben“, sondern drücke mit dem Komponieren auch ein klein wenig mein eigenes Leben aus. Im Prinzip bin ich ein Klavierspieler, und wenn ich schreibe, fließen meine Gedanken während meine Finger über die Tasten gleiten. Das Schreiben ist für mich zu einer Art Sucht geworden. Vor vielen Jahren fing ich an, zu komponieren. Und jetzt spiele ich die neuen Stücke mit meinem Trio, singe sie, nutze Computer-Sounds, Ableton Live und andere Elektronik, um sie aufzupeppen, und natürlich meine Stimme. Diese erklingt auch manchmal in Form eines Ozeans oder einer elektrischen Gitarre. Manchmal erlebe ich eine Schreibblockade. Um ehrlich zu sein, ich erlebe diese ziemlich oft. Sie dauerte auch schon ein gesamtes Jahr. Klar, wenn ich einen Termin habe, schreibe ich durch. Aber die authentischen Gefühle und Werke passieren dir nicht unter Druck, das habe ich inzwischen allzu gut verstanden. Das neue Lied in der norwegischen Sprache zum Beispiel ist eines, welches ich spontan geschrieben habe, nach einer einjährigen Pause. Der Schlüssel zu diesem Lied war die Inspiration, der Schreibwille, einfach die Idee, und der Raum dafür. Mir ist klargeworden, ich habe im letzten Jahr einfach zu viel gearbeitet, und nicht genügend Raum gehabt für frischer Luft in meinen Inspirationskanälen. Dann bleibt auch irgendwann der Atem weg, und man hat keine Energie mehr. Die Produktivität ist in solchen Monaten natürlich extrem eingeschränkt. Ich möchte aber die Kunst erleben, auch andere Art von Kunst, nicht nur Musik. Um mich zu befreien und wieder für das Schreiben anzuwärmen lass ich mir jetzt mehr Freiraum, und gehe öfters in Museen, Tanzvorstellungen, davon kann man nie genug unternehmen!