Am 11. Dezember kommt die Band um den legendären Saxofonisten Pee Wee Ellis mit der Sängerin China Moses sowie amerikanischen und internationalen Weihnachtsliedern vom Album »The Spirit of Christmas« nach Dresden. Die Arrangements des Saxofonisten, der als ersten wichtigen Karriereschritt für James Brown nicht nur gespielt, sondern auch Bläsersätze geschrieben hat, sind zeitlos schön.
Wir hätten da einen Hörtip für die Adventszeit. Das Album »The Spirit of Christmas« von Pee Wee Ellis sticht mit seinem Klang und Mix aus dem Repertoire bekannter weihnachtlicher Alben heraus. Es sinniert zwischen einer ansteckenden Prise weihnachtlicher Feierlichkeit und dem kunstvollen Strahlen schöner und entspannter Arrangements bekannter Weihnachtssongs. Auf manchen der 2013 veröffentlichten Tracks durfte die Band um den legendären Saxofonisten Alfred Pee Wee Ellis deftig grooven. Ansonsten flackern die Stücke zart im Einklang mit jedem weihnachtlich geschmückten Kamin – entspannt ist diese Platte, unaufgeregt. Selbst die feierlichen Lieder bleiben nicht starr, sondern dürfen ihre ansteckende besinnliche Lebendigkeit auch aufleben lassen.
Zum einen ist das Repertoire gut ausgewählt und aufeinander abgestimmt. In den winterlichen Balladen atmen Melodie und Band entspannt im Einklang, und zehren spielerisch vom Kontrast der bewegteren Titel. Wie zum Beispiel vom soulig prallen New-Orleans-Style-Gospel, der ungebremst in den spannend geführten fast acht Minuten des »In The Upper Room« und der kraftvollen Stimme von Clare Teal die Verbindung zu Jesus Christus feiert. Diese südstaatliche Weihnachtsstimmung ist mein persönliches Highlight des Albums.
Zum anderen begeistert die musikalische Performance – hier waren Meister am Werk. Man spürt, dass die Musiker mit Freude ins Studio kamen. Die gesanglichen wie instrumentalen Leistungen haben alle durchweg einen Hauch von mit Spielfreude gepaarter Weltklasse. Der »Snowfall« rieselt mit zarten, eng geführten Bläsern, einem kristallklaren Piano, sanften Drumbrush-Tupfern, und dem fast flüsternden Posaunensolo von Altmeister Fred Wesley.
Wenn man die Herkunft der Musiker betrachtet, wird klar, woher der stimmige Sound der Platte kommt. Nicht nur Fred war Bandmitglied von James Brown, sondern auch „Pee Wee“ Ellis. Der Tenorsaxofonist begeisterte auch Van Morrison mit seinem ausdrucksstarken instrumentalen Klang und Spiel und bündelte diese Erfahrungen seiner Karriere nun meisterlich auf seiner eigenen und selbst arrangierten Weihnachtsplatte.
Für das Album hat Pee Wee Ellis seine Freunde ins Studio eingeladen, die er während der inzwischen fast sechzig Jahre andauernden Karriere zwischen Soul, Funk und Jazz schätzen gelernt hat. Die Namen der Solisten und Bandmitglieder, für die der Saxofonist Stimmen ausschrieb, sind nicht unbekannt. Eingeladen hat er neben Fred Wesley auch Gary Winters (Trompete), Tony Remy (Gitarre), Jason Rebello (Piano, Keyboards), Patrick Scales (Bass), Guido May am Schlagzeug, sowie die Sänger Lillian Boutté, Clare Teal, Lisa Bassenge und Peter Fessler. Und für diese hat Pee Wee, unterstützt von Alfred Ellis, stimmige Arrangements geschrieben. Die Bläsersätze sind kunstvoll, entspannt, lebendig, aber nicht zu bewegt. Für »The Christmas Song«, einem der beliebtesten Heiligabendlieder in den USA, entschied sich Pee Wee für sehr zarte, vom Gefühl her fast gesungene Saxofonlinien und eine gefühlvoll eingespielte Klavierbegleitung, wobei sich die Emotionen im Song ohne Eile steigern dürfen. Ein erinnernswertes Detail ist die Saxofonlinie, mit der die Aufnahme zur Ruhe findet, und übrigens auch sehr lange ausklingen darf.
Oder nehmen wir den den von der Stimmung her ganz gegenteilig erklingenden Albert Ellis Song »Funky Merry Christmas«. Auf die Plätze, fertig, und die Band abgroovt ungehalten los. Simpel, aber cool. Amerikanisch weihnachtlich. In diesem Track, wie von der Band während der Aufnahme auch angekündigt wird, legt Pee Wee Ellis ein paar Geschenke unter den Weihnachtsbaum. Freut euch, oh ihr Kinder, auf ein paar freche Hooklines, ein kurzes Solo mit wunderbar weichen Linien, und herrlich belebende Einwürfe.
Was mich auch nachhaltig begeistert – die Platte ist nicht unnötig verschnörkelt. Gerade Weihnachtsalben sollten eine Balance zwischen Feierlichkeit und Lebendigkeit finden, und das haben Pee Wee mit seinen Jungs definitiv geschafft. Eine angenehme Leichtigkeit zeichnet die gut eine Stunde andauernde CD aus. Die Sänger und Musiker, gerade auch die Bläser, drängeln sich nicht auf. Manchmal blitzt die eine oder andere Reibung im sonst recht gradlinig gehaltenen Album auf. Das braucht es meiner Meinung auch, und macht das Album angenehm lebensnah.
Nur ein Detail fand ich störend. Der Gesangsmeister Peter Fessler singt den dritten Track der Platte zwar anfangs erstaunlich tief, aber von der Intonation und vom Stimmklang her auch wenig kontrolliert. Fast denkt man bei diesen tiefen Klängen, Leonard Cohen stand am Mikrophon. Vielleicht braucht das Lied »Last Christmas« diese Freiheit aber auch, denn es gilt immer noch als der beliebteste moderne und gleichzeitig am meisten gehasste Weihnachtssong. Wenngleich ich den Anfang des Tracks wirklich nicht mag, versöhnen die sanft geführten Bläser, die spärlich aber belebenden Einwürfe der Band und die kurz darauf in einem gefühlvollen Solo aufstrahlende Stimme von Peter Fessler.
»The Spirit of Christmas«, der Geist der Weihnacht. Dieser wird bei mir in der Adventszeit sicherlich öfter vorbeigeschneit kommen dürfen.