Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Angesichts der Tatsache, dass nun auch der ägyptische Diktator Abdel Fattah al-Sisi mit dem Georgs-Orden des Dresdner Semperopernballs bedacht werden soll. Bereits an diesem Sonntag werde eine Delegation dem durch einen Militärputsch an die Macht gelangten Ex-General dieses Dingsbums verleihen. Einem einstigen Militärchef mit Blut unter den Schuhen. In Kairo, versteht sich. Denn im ach so aufgeklärten und noch so demokratischen Dresden hat ein derartig nationalistischer „Hoffnungsträger und Mutmacher eines ganzen Kontinents“ (O-Ton der mit diesem Preis schier um sich werfenden Veranstalter), ein „herausragender Brückenbauer und Friedensstifter in der von schweren Krisen gekennzeichneten nordafrikanischen Region“ (dito) allerhöchstens in gewissen(losen) Montagskreisen was zu suchen.
Wie schade, dass der Orden nicht auch posthum verliehen wird (bis jetzt jedenfalls nicht). Sonst gäbe es eine ganze Reihe von Anwärtern dafür allein in der jüngeren deutschen Historie. Aber was nicht ist, kann ja noch …? Ansonsten stehen Persönlichkeiten wie Bush junior, Erdoğan, Kim junior, Trump senior et cetera gewiss „Gewehr bei Fuß“ für den Drachentöter aus Dresden.
Menschen seichteren Gemüts mit unblutigerer Vergangenheit haben in diesem Jahr aber immerhin noch die Chance, eines von fünf von einem Bild-„Zeitungs“-Mann mitverfassten Buches zu ergattern. Die werden gerade verlost.
Schwer vorstellbar, dass durchaus lautere Persönlichkeiten, denen diese „Auszeichnung“ in vergangenen Jahren übergeworfen worden ist, sich in eine Reihe mit den eingangs genannten Georgs-Potentaten stellen lassen wollen. Leider können sich integre Träger des Preises wie Kurt Masur, Rolf Hoppe und einige andere nicht mehr dagegen wehren. Die noch Lebenden hätten jetzt die Möglichkeit.