Ein neues Zeitalter bricht aus. Die Jahre „nach C.“, also ganz und gar wissenschaftlich (im Gegensatz zum legendären „vor und nach Chr.“). Aber wann wird das sein, das erste Jahr „nach C.“? Noch steckt die Welt fest im Corona-Jahr Nummer eins.
Immerhin hat Dresden die Kulturrinnsale (vorerst) überwunden und besinnt sich wieder eines mehr oder minder regulären Spielbetriebs. Mit »Variationen« bei der Sächsischen Staatskapelle, mit »Essenz« an der Staatsoper (rudimentäre Häppchen Musiktheater, um den aktuellen Hygienebestimmungen dramaturgisch gerecht zu werden) und mit einem so eindrucksvollen wie bedauerlichen Start der Dresdner Philharmonie in ihre Jubiläumsspielzeit.
150 Jahre wird das Orchester der städtischen Bürgerschaft alt – ein Grund zum Feiern und zum Zusammenrücken. Doch das neue Miteinander verlangt nach respektvollem Abstand (wie man ihn sich bei so manchem Konzertbesuch auch früher schon in den Jahren „vor C.“ an der Garderobe gewünscht hätte).
Wenn in diesen Tagen die pandemischen Fallzahlen wieder steigen und zeitgleich die Auslastung der Säle wieder behutsam erhöht werden dürfen, liegt es mehr denn je in der (gut gewaschenen!) Hand jedes Einzelnen, dieses neue Zeitalter mit angemessener Demut zu begehen.
Kunst und Kultur, insbesondere das Genre der individuell ausdeutbaren Musik, sind unverzichtbare Faktoren der aufgeklärten Menschheitsentwicklung. Vielleicht schätzt man diese Werte in Krisenzeiten wie diesen wieder höher, also realistischer ein als vor ihrem notgedrungen verordneten Wegfall und nach ihrer inflationär vermarkteten Ausbreitung. Ein neues Zeitalter, das kein Zurück bedeutet zu dem, was vor gut einem halben Jahr noch selbstverständlich zu sein schien. Ein neues Zeitalter, das die virtuellen Ersatzhandlungen vielleicht überwindet und uns die wahrhaftigen Werte künstlerischer Entäußerung erkennen lässt. Um sie wieder schätzen zu lernen als etwas Geistvolles, das unser profanes Leben in einer Weise bereichert, die nicht in Worte zu fassen ist.