Kreischa ist nicht nur durch die einstigen Wahl-Kreischaer Clara und Robert Schumann bekannt. Vor den Toren der Landeshauptstadt regt sich neben der Schumanniade nun auch wieder neues musikalisches Leben. Auf diesen Moment hat Pfarrer Beyer lange warten müssen: dass er musikinteressierte Kreischaer zu einem ersten Konzert nach der Innensanierung begrüßen konnte. Noch immer sind die Kosten nicht gedeckt, so dass auch Benefizkonzerte einen Beitrag leisten können.
Nach Absagen anderer Musiker gelang es kurzfristig, für den 10. Oktober die junge Harfenistin Magdalena Schmutzler zu gewinnen. In der freundlich-hellen, wenn auch recht kühlen Kirche entfalteten sich die Harfenklänge auf das Vorteilhafteste, bot der Kirchenraum mit sanftem Nachhall doch den Klangraum für die Melodien, die rauschenden Akkorde, Glissandi, für alles, was die Harfenmusik ausmacht.
Magdalena Schmutzler wurde in Dresden geboren und erhielt zunächst Klavierunterricht, bevor sie an der sächsischen Spezialschule für Musik „Carl Maria von Weber“ an der Harfe ausgebildet wurde. An der Dresdner sowie der Freiburger Musikhochschule setzte sie ihre Studien fort. Sie war Preisträgerin im Wettbewerb „Jugend musiziert“. Nach dem Studium konnte sie in mehreren größeren Orchestern Erfahrungen sammeln. Sie tritt inzwischen als Solistin und in verschiedenen freien Kammermusikensembles auf und ist im Raum Dresden und Erzgebirge auch pädagogisch tätig.
Bereits mit der 1. Arabesque von Claude Debussy (im Original für Klavier) war das Thema des Konzertes »La harpe francaise«, französische Harfenmusik aus drei Jahrhunderten, auf das Eindringlichste angeschlagen. Diese Musik atmet durch Tempo- und Lautstärkenuancen, sie ist nicht einfach eine Folge von angenehmen Klängen. Es war eine gute Idee, mit diesem Stück den Nachmittag zu beginnen, da hierin der ganze Zauber der französischen Musik für die Harfe zum Ausdruck kommt.
Magdalena Schmutzler führte charmant durch das Programm, stellte die Komponisten und ihre Werke vor und berichtete Interessantes über die Historie des Instruments, das nach vielen Wandlungen Ende des 18. Jahrhunderts seine heutige Form als Doppelpedalharfe erhielt.
So erläuterte sie launig, wie der böhmische Komponist Johann Ladislaus Dussek in das französische Programm aufgenommen wurde, da er eine französische Harfenistin heiratete und für sie nunmehr komponierte. Deutlich war der klassische Duktus zu hören, den man von den Klaviersonaten dieser Zeit kennt, wie auch in einer Sonate von François-Joseph Nadermann.
Mit einem Werk von Alphonse Hasselmans wurde ein Komponist vorgestellt, der ab 1884 am Pariser Conservatoire 30 Jahre lang Harfenisten ausbildete – wie etwa Henriette Reniér, die ihrerseits die Tradition der französischen Harfenisten im 20. Jahrhundert weiterführte. Unverkennbar war auch in den moderneren Werken des frühen 20. Jahrhunderts, u.a. von Marcel Tournier, Marcel Grandjany und Carlos Salzedo, zu hören, wie die besondere Technik des Harfenspiels die Klanggestalt der Werke beeinflusst.
Herzlicher Beifall dankte der jungen Interpretin für diese klangvolle Stunde. Es ist beabsichtigt, dass weitere Kammerkonzerte dieser Art stattfinden können – wenn die allgemeine unsichere Lage auch momentan keine klaren Aussagen zulässt, wann das sein wird.