473 Jahre alt wird die Sächsische Staatskapelle Dresden diese Woche – und an der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, die selbst ja nur acht Jahre jünger ist, gratulierte man der Schwester herzlich.
Zum Geburtstag ist es erlaubt, in froher Runde zurückzuschauen auf gemeinsam erlebte Abenteuer. Dazu waren Musikerinnen und Musiker und alle Freunde der Kapelle zu einem Gesprächsabend in den Klemperer-Saal eingeladen. Brahmssche Geburtstagsgrüße überbrachten das Fritz-Busch-Quartett (Tibor Gyenge, Federico Kasik, Michael Horwath und Titus Maack) und der Solo-Klarinettist Robert Oberaigner – und dann gehörte die Bühne Herbert Blomstedt, seit fünf Jahren Ehrendirigent des Orchesters.
Angeregt durch die Filme des ehemaligen Solobratschers Alfred Schindler, die im Rahmen des Programms „Sicherung des audiovisuellen Erbes in Sachsen“ digitalisiert wurden und seit letztem Jahr in der digitalen Mediathek der SLUB abrufbar sind, ließ Blomstedt seine Dresdner Jahre Revue passieren. Wie er gerade einundvierzigjährig an einem verschneiten Märztag erstmals in der Stadt ankam und von einem freudestrahlenden Orchesterdirektor am Bahnhof in Empfang genommen wurde. Und was er später auf den zahlreichen Tourneen mit dem Orchester während seiner Amtszeit als Chefdirigent mit seinen Musikern erlebte. Darunter fällt etwa die erste, noch recht entbehrungsreiche Amerika-Tournee der Kapelle (der Dirigent erinnert sich, wie er nach zwei Wochen im Bus mit den Musikern bei der Tourleitung nachfragte, ob er vielleicht für eigene Ausflüge ein Auto bekommen könne: „Soooo expeeeensive!“, barmte die gestrenge Managerin, willigte aber schließlich ein), aber auch gemeinsame Reisen nach Japan, Italien, Spanien und in die Schweiz.
Zahlreiche musikalische Weggefährten Blomstedts waren zu dieser kurzweiligen Gesprächsstunde gekommen – und wollten den Maestro am Ende kaum wieder entlassen. Immer neue Geschichten wurden ausgegraben, Erinnerungsstücke überreicht und Andenken signiert – bis schließlich der Dirigent Peter Gülke seinen Kollegen glücklich zum Abendbrot entführen konnte…
Die gestrige Veranstaltung war der Auftakt einer engeren Zusammenarbeit zwischen Bibliothek und Orchester: Quellen aus fast fünf Jahrhunderten Orchestergeschichte warten in der SLUB auf ihre Erweckung. Tonband-Mitschnitte von jüngeren Ur- und Erstaufführungen der Staatskapelle sollen so in den nächsten Jahren gemeinsam erschlossen und seltene Autographe zum Klingen gebracht werden.