Dieter Härtwig, der langjährige Dramaturg der Dresdner Philharmonie, verstarb am 30. Dezember, wie seine Familie jetzt mitteilte. Über dreißig Jahre lang, von 1965-1997, hatte er die Programme der Dresdner Philharmonie maßgeblich geprägt und sich als „Gedächtnis der Dresdner Philharmonie“ auch nach seinem Ausscheiden verdient gemacht.
Härtwig, 1934 geboren, machte sein Abitur an der Kreuzschule und studierte danach Musikwissenschaft und Germanistik an der Leipziger Universität. 1963 promovierte er über den Komponisten Wagner-Régeny und trat seine erste Dramaturgenstelle am Mecklenburgischen Staatstheater an. Über die Zwischenstation der Landesbühnen Radebeul kam er 1965 als Dramaturg zur Dresdner Philharmonie, wurde bald Chefdramaturg und war viele Jahre lang auch ihr stellvertretender künstlerischer Leiter. Eine besonders enge Zusammenarbeit verband ihn mit Kurt Masur, aber auch mit den folgenden Chefdirigenten bis hin zu Michel Plasson arbeitete eng in der künstlerischen Planung zusammen.
Zu seinen Aufgaben gehörten neben der Programmplanung auch die Redaktion von sage und schreibe anderthalbtausend Programmheften, die online sämtlich hier nachzulesen sind, sowie Konzerteinführungen. Darüber hinaus setzte er sich unermüdlich für die Dokumentation und Aufarbeitung der Geschichte der Dresdner Philharmonie ein. 1970 verfasste er die Festschrift zum 100-jährigen und 1995 die zum 125-jährigen Orchesterjubiläum. Bis zuletzt war er den Dresdner Neuesten Nachrichten ein kundiger Autor für Porträts, Jubiläen und alle anderen Aspekte der Dresdner Musikgeschichte.
Die Philharmonie-Intendantin Frauke Roth erinnert an ihn: „Mit Prof. Härtwig verlieren wir einen Musikexperten, der als Chefdramaturg die programmatische Ausrichtung der Dresdner Philharmonie und die Vermittlung ihrer Inhalte über drei Jahrzehnte ganz wesentlich geprägt hat. Ich konnte ihn gleich nach meinem Amtsantritt kennen lernen, damals begannen wir mit den Vorbereitungen für unser 150-jähriges Orchesterjubiläum. In ihm hatten wir in dieser Hinsicht einen exzellenten Berater, und er hat mich auch mit seiner so herzlichen und bescheidenen Art sehr beeindruckt. Neben den Programmen der Dresdner Philharmonie wird er mit seinen beiden großen Jubiläumspublikationen 1970 und 1995, mit den zahllosen von ihm verfassten Programmhefttexten, mit vielen Konzerteinführungen und sicher auch als nahbarer Philharmoniehörer ganz sicher der Dresdner Philharmonie und ihrem Publikum im Gedächtnis bleiben. Besonders seine Anekdoten über die Zusammenarbeit mit Kurt Masur hier in Dresden bleiben für mich unvergessen.“