Man mag vom »Echo«-Nachfolger »Opus Klassik« halten, was man mag. Doch wenn ihn sich wer verdient hat, dann ist das der Dirigent Herbert Blomstedt. Dass er jedoch erst jetzt für sein Lebenswerk geehrt werden soll, klingt nach einem reichlich verspäteten Wiedergutmachungsversuch für eine Unterlassungssünde. Immerhin steht der nun schon seit geraumer Zeit gebetsmühlenartig als dienstältester noch aktiver Dirigent gepriesene Künstler seit mehr als sieben Jahrzehnten im Dienst der Musik. Mehr noch, der 1927 in den USA geborene Sohn schwedischer Eltern hat sich höchstselbst in den Dienst der Musik gestellt. Unermüdlich, bis heute!
Von 1975 an war er zehn Jahre lang Chefdirigent der Staatskapelle Dresden, ab 1998 ist er in der Nachfolge von Kurt Masur Gewandhauskapellmeister in Leipzig gewesen. Zu beiden Klangkörpern pflegt er im schweizerischen Luzern lebende Maestro noch immer regelmäßige Kontakte. Die Konzerte des Altmeisters werden als Sternstunden erlebt und gepriesen. Das Publikum scheint sie mitunter geradezu andachtsvoll zu verfolgen.
Müßig zu behaupten, dass Herbert Blomstedt diese Ehrung für sein Lebenswerk längst schon verdient gehabt hätte. Vielmehr scheinen sich Jury und Ausrichter des »Opus Klassik« eher selbst mit diesem Namen schmücken zu wollen. In insgesamt 27 Kategorien werden die Preise, die sich immerhin nicht mehr pur an den Verkaufszahlen orientieren, vergeben. Am 8. Oktober soll dafür eine zünftige Gala im Konzerthaus Berlin ausgerichtet werden, sie steht unter der Leitung von Joana Mallwitz und wird von den Veranstaltern schon jetzt als eines der wichtigsten Medienereignisse Deutschlands angepriesen.
Derartigen Rummel hat Herbert Blomstedt natürlich nicht nötig, Superlative schon gar nicht. Stattdessen denkt er an die Musik sowie immer mal wieder an »seine« sächsischen Orchester, denen er nach wie vor treu ist. Im Gewandhaus zu Leipzig dirigiert er am 8. September zur Eröffnung der neuen Spielzeit Werke von Franz Berwald und Franz Schubert, nach Dresden kommt er wieder im März 2024 zum 8. Symphoniekonzert der Staatskapelle, um Kompositionen von Franz Schubert und Felix Mendelssohn Bartholdy aufzuführen.
Übrigens – auch der tschechische Dirigent Jakub Hrůša zählt zu den diesjährigen »Opus«-Preisträgern. Der 1981 in Brno geborene Künstler erhält den Preis als Dirigent des Jahres für seine Einspielung von Hans Rotts 1. Sinfonie und eröffnet die neue Saison der Sächsischen Staatskapelle am 22. August mit dem traditionellen Gastkonzert des Gustav Mahler Jugendorchesters und der 9. Sinfonie ihres Namensgebers. Im 7. Symphoniekonzert Anfang März ‘24 kehrt der Chefdirigent der Bamberger Symphoniker nach Dresden zurück und leitet die Kapelle mit Werken von Béla Bartók, Antonín Dvořák und Arthur Honegger.