Dresdens Musikkultur blickt nach vorn und präsentiert die Vorhaben für die neue Spielzeit. Nach Staatsoper und Staatskapelle (stets fein getrennt!) folgten die Philharmonie und nun auch die Staatsoperette.
Wenn ein Pressegespräch so sympathisch, lustmachend und einladend verläuft wie die Spielplankonferenz der Staatsoperette Dresden, haben die Leute dort entweder alle den Dreivierteltakt im Blut oder aber sie sind wirklich so sehr von einem mitreißenden Klima an ihrem Haus inspiriert, dass ihren Gästen sofort ein Willkommensgefühl entgegenschlägt.
Da sitzen drei Damen und zwei Herren auf dem Podium, allesamt lächelnd, Intendantin Kathrin Kondaurow in der Mitte, die nun aber nicht nur die künstlerischen Vorhaben auflistet, sondern mit erwartungsfroher Vorfreude ein neues Team präsentiert: Ab Sommer hat das Orchester mit Michael Ellis Ingram wieder einen Chefdirigenten und das Haus mit Matthias Reichwald einen Leitenden Regisseur. Mit beiden Herren sowie mit Chefdramaturgin Judith Wiemers und Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch wurde so kurzweilig wie kräftig Appetit auf Neues geweckt. Was Bewährtes nicht ausschließt. Ohne am Namen der Staatsoperette rühren zu wollen, ist den Publikationen des Hauses ein neues Outfit verliehen worden, Überschrift: »Broadway in Dresden«. Wenn das so weitergeht, kann sich New York schon mal warm anziehen!
Der künftige Chefdirigent jedenfalls stammt aus den USA und hat das Land der unbegrenzten Möglichkeiten just der Musik und der deutschen Sprache wegen gegen Sachsen eingetauscht. 2010 kam er nach Leipzig, hat dort sein Studium fortgesetzt, dirigierte häufig in Brandenburg, Nordhausen und Schwerin, regelmäßig auch in den USA, und schwärmt noch immer von seiner ersten Begegnung mit dem Orchester der Staatsoperette im Jahre 2011. Matthias Reichwald kennt das hiesige Publikum bereits als Schauspieler und Regisseur. Er ist seit 2009 Ensemblemitglied am Staatsschauspiel Dresden, hat hier ebenso inszeniert wie am Deutschen Nationaltheater Weimar sowie am Mozarteum Salzburg, darüber hinaus ist er Dozent an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig. Zwei interessante Persönlichkeiten mithin, die nun schon bald erste Proben ihrer künstlerischen Handschriften auch an der Operette hinterlassen werden.
Reichwald macht noch in der laufenden Spielzeit den Anfang und bringt am 1. Juni eine Neuproduktion von Puccinis »La Bohème« heraus. Alsdann führt er die Regie zur Saisoneröffnung mit einem gewiss spektakulären Sommernachtsball am 30. August, der die Leichtigkeit und das Flair einer »Nacht in Havanna« verspricht – da gibt es Musik, Tanz, Show, Kulinarik und obendrein die Premiere der Revue-Operette »Du bist ich« von Moïses Simon. Eine 1934 uraufgeführte Verwechslungskomödie, die nicht zuletzt das Thema von Ausgrenzung und Entwurzelung zum Inhalt hat. Die musikalische Leitung dieses großangelegten Spielzeitauftakts hat dann bereits Michael Ellis Ingram.
Neben dem Eröffnungsball wird er auch die 1921 uraufgeführte und nun quasi wieder ausgegrabene Operette »Die Bajadere« von Emmerich Kálmán sowie Paul Abrahams Jazz-Operette »Ball im Savoy« leiten. Letztere wurde 1932 uraufgeführt und ist dann alsbald verboten worden. Schon diese Titel und deren Aufführungsgeschichte machen deutlich, dass es der Staatsoperette Dresden in der kommenden Spielzeit um ein deutliches Wechselspiel aus guter Unterhaltung und achtungsgebietenden Inhalten geht.
In besonderer Weise äußert sich dies im Musical »Cabaret« von John Kander und Fred Ebb, das 1976 seine deutsche Erstaufführung just an der Dresdner Staatsoperette erfuhr und bereits ein Jahr später an der Musikalischen Komödie Leipzig nachgespielt worden ist. Ein faszinierendes Zeitbild von der Machtergreifung des Nationalsozialismus von erschreckender Aktualität, das nun ebenfalls von Matthias Reichwald in Szene gesetzt wird. Als Meilenstein in der Broadway-Geschichte gilt das Musical »Show Boat« von Jerome Kern und Oscar Hammerstein II, das 1927 uraufgeführt worden ist und sich damals bereits mit sozialkritischen Fragen beschäftigt hat. Michael Ellis Ingram wird diese Produktion leiten, die von der französischen Regisseurin Pascale-Sabine Chevroton inszeniert werden soll. Darüber hinaus übernimmt der neue Chefdirigent auch mehrere Wiederaufnahmen, schließlich spielt die Repertoirepflege auch an der Staatsoperette eine große Rolle.
Dass bei den erwähnten Neuproduktionen der Schwerpunkt tatsächlich auf den 20er und 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts liegt, ist ganz gewiss kein Zufall. Kathrin Kondaurow und ihr Team wollen die Staatsoperette bewusst als Ort der Begegnung und des Austauschs sehen. Es soll einerseits die Flucht aus dem Alltag ermöglichen, andererseits aber auch angebunden sein an die heutige Realität. Fragen des Miteinanders beziehungsweise der Ausgrenzung sind diesen Stücken immanent und unterstreichen das aktuelle Spielzeitmotto: »Das Leben ist ein Cabaret« besagt ein bunt lustiges Schillern ebenso wie die eher schmuddelige Bedrohlichkeit, über die es gründlich nachzudenken gilt.
Neue Eintrittspreise ab 2024 /25
Die momentan noch geltenden Abendkassenpreise (diese beinhalteten einen Zuschlag von 6 €) sollen ab 2024 /25 als allgemein gültige Preise veranschlagt werden. Dementsprechend wird sich der Normalpreis um 6 € erhöhen. Zudem wird es eine Vereinfachung innerhalb des Preissystems geben. In den günstigen Preisgruppen werden die Preise nahezu gleich bleiben.
Der Vorverkauf für Vorstellungen von September bis 5. Januar 2025 beginnt am 11. Juni.