Leonidas Kavakos, Yo-Yo Ma und Emanuel Ax im Sonderkonzert der Dresdner Musikfestspiele
Dresden hat zwar keinen Kammermusiksaal, aber wenn drei dermaßen famose Künstler wie der Geiger Leonidas Kavakos, der Cellist Yo-Yo Ma sowie der Pianist Emanuel Ax zusammenkommen und deren Auftritt von den Dresdner Musikfestspielen offenbar bestens beworben worden ist, dann füllt sich auch der große Konzertsaal des Kulturpalasts mit ausreichend Publikum. Und der Raum erweist sich einmal mehr als überzeugende Klanghülle selbst für die Intimität einer kammermusikalischen Sternstunde.
Erstaunlich nur, dass sich im nun ja sogar von elektrischem Licht erhellten, mit Internet und einem internationalen (!) Flugplatz bedachten Elbtal kein höhenverstellbarer Stuhl für den Geiger finden ließ, auf dem sich der groß gewachsene Künstler unbeschwert seiner Kunst und seinem Können widmen konnte. Statt dessen wurden zwei 0815-Stühle übereinandergestapelt, die jede Bewegung des Musizierens mit hässlichen Knarz- und Knirschgeräuschen ihrer Metallstreben untermalten. Wie viele schöne Momente gingen den Menschen mit feinem Gehör dadurch verloren? Wie viel Innigkeit wurde dadurch ärgerlich übertönt?
»Beethoven for Three« war der Abend überschrieben und sollte neben dem sogenannten »Erzherzog-Trio« auch Beethovens für Klaviertrio bearbeitete »Pastorale« beinhalten. Doch diese 6. Sinfonie des Bonner Meisters entfiel, sie wurde durch das Trio Nr. 2 C-Dur op. 87 von Johannes Brahms ersetzt, wie Emanuel Ax kurz und bündig erklärte. Eine raumgreifende Komposition, quasi der Gegenpol zum fast zeitgleich entstandenen 2. Klavierkonzert B-Dur. Das »Trio der Superlative«, wie Kavakos, Ma und Ax schlagkräftig beworben wurden, zeigte sich in diesen emotional bis zum Exzess angereicherten Klangräumen geradezu heimisch, bestach mit unaufdringlichem Virtuosentum, mit immer wieder innigen Verschmelzungen von Violine und Cello, einem liedhaften Wechselsang von Kavakos’ fast schon vokalem Timbre und dem unverkennbaren, oft leicht nasalen Ma-Ton; untermalt von Ax’ feinsinnig samtigen Anschlag.
Wer hat gesagt, dass alle Künstler das Publikum bekommen, das sie verdienen? In diesem Konzert-Fall freilich müsste sogar der Umkehrschluss verneint werden. Weder Brahms noch Kavakos, Ma und Ax hätten es verdient, dass nach wirklich jedem Satz des an motivischer Vielfalt so reich gestalteten Trios applaudiert worden ist. Dabei hätte man es der Zögerlichkeit und dem freundlichen Lächeln der drei höchst renommierten Künstlerpersönlichkeiten doch anmerken müssen, dass ein Gesamtkunstwerk nicht zerklatscht werden sollte.
Nach der Konzertpause gab es dann doch noch einen Beethoven für drei. Das Trio für Klavier, Violine und Violoncello B-Dur op. 97, dem sogenannten Erzherzog Rudolph Johann Joseph Rainer von Österreich gewidmet, ist ein frühes Monumentalwerk der Kammermusik. Leonidas Kavakos, Yo-Yo Ma und Emanuel Ax zelebrierten es wie in einem gemeinsamen Atmen, selbst die Pizzicati im ersten Satz berührten ob ihrer Stringenz. Berührend war die Eleganz im Scherzo, brillant verinnerlicht das Andante cantabile mit seinen schier vokal wirkenden Variationen, von dem aus es dann (glücklicherweise!) attacca zum Schlusssatz überging, mit nobler Gediegenheit bis in den letzten Bogenstrich und einem dramatischen Finale, der umgehend einen schreienden Jubel ausbrechen ließ.
Klar, dass die drei Herren – jeder ein uneingeschränkter Meister seines Fachs – nicht ohne Zugabe von der Bühne gehen konnten. Im zweiten Satz aus Franz Schuberts B-Dur-Klaviertrio spielte sich niemand in den Vordergrund, bewiesen sich drei Solisten als musische Einheit, betörend gefühlvoll. Ohrwürmelnd gaben sie zum Schluss John Williams’ Filmmusik zu »Schindlers Liste« mit auf den Heimweg.
Das nächste Sonderkonzert der Musikfestspiele steht bereits Mitte September an, ist aber längst ausverkauft. Ein Wiedersehen und -hören mit Christian Thielemann, der doch eben erst als Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle verabschiedet worden ist. Nun kommt er mit den Wiener Philharmonikern und bringt die 1. Sinfonien von Robert Schumann (»Frühlingssinfonie«) und Anton Bruckner nach Dresden.