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Werbung für Weber

Ernst Rietschels Carl-Maria-von-Weber-Denkmal am Theaterplatz (Fotos: Martin Morgenstern)

Nach Carl Maria von Webers Klavierkonzerten in C-Dur und Es-Dur befragt, werden die meisten musikverrückten Repertoire-Maulwürfe heutzutage kaum eine Melodie summen können. Kenner werden indes lächelnd die vor genau vierzig Jahren eingespielte Schallplatte mit Peter Rösel, begleitet von der Staatskapelle Dresden unter Herbert Blomstedt, aus dem Regal ziehen. Herrlich, wie im ersten Konzert das Finale dahinbraust, eingeleitet von luftigen Unisono-Girlanden des Soloinstruments. Und die hochdramatisch gezeichnete Mischwaldlandschaft zu Beginn des Es-Dur-Konzerts: majestätisch stehen da nach einer festlichen Einleitung vier Akkordsäulen in der Landschaft, ein Paukenwirbel – und das Soloinstrument braust los!

Diese kleinen, romantischen Mini-Opern dem Vergessen zu entreißen, hat sich die in Dresden lebende Pianistin und Klavierpädagogin Mirjana Rajić auf die Fahnen geschrieben. „Weber verkörperte ja einen der letzten Universalmusiker, der gleichermaßen als Virtuose auf Klavier und Gitarre, als Operndirektor, Orchesterleiter, Organisator, Kritiker und Essayist brillierte,“ argumentiert Rajić. „Seinen »Freischütz« kennt natürlich jeder; aber dass er auch zahlreiche sehr effektvolle Werke für das Klavier geschrieben hat ist leider weniger bekannt. Da habe ich gedacht, man könnte ja einen Klavierwettbewerb ins Leben rufen, der Webers Werke als Pflichtstücke im Wettbewerbsprogramm hat.“ Gesagt, getan! Und nun richtet das Sächsische Landesgymnasium für Musik Carl Maria von Weber Dresden vom 6. bis zum 13. Oktober unter Rajićs Leitung schon zum dritten Mal den Internationalen Carl Maria von Weber Klavierwettbewerb aus.

Klar, gibt die Pianistin zu, ein großes Weber-Konzert neu einzustudieren, stellt gerade für junge Klavierstudenten eine Herausforderung dar, neben dem Pflichtrepertoire, das üblicherweise international in solchen Ausscheiden gefordert wird. Andererseits biete es später natürlich auch Vorteile im harten Solistengeschäft, ein Konzert draufzuhaben, das sonst selten gespielt wird. Wer weiß, vielleicht beginnt ja am 200. Todestag des Komponisten in zwei Jahren eine Weber-Renaissance? Der Dresdner Wettbewerb versüßt diese Wette auf Wiederentdeckung durch Geldpreise in Gesamthöhe von über 21.000 Euro und verlockt auch mit Auftrittsmöglichkeiten, etwa in der Semperoper Dresden, im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele 2025 oder beim Belgrader ArtLink-Festival.

Mirjana Rajić wird im stetigen Ringen mit Sponsoren und Förderern nicht müde zu argumentieren, warum es im großen Reigen internationaler Ausscheide noch einen weiteren mit Weber-Schwerpunkt braucht. „Ich bin mir sicher: man übt als Klavierschüler anders, wenn man sich im internationalen Rahmen messen kann. Das wollte ich den Schülerinnen und Schülern am Sächsischen Landesgymnasium für Musik Carl Maria von Weber unbedingt anbieten. Ich habe gedacht, wenn wir so etwas machen, dann unbedingt auf internationalem Level!“ So fand Rajić gute Partner und Sponsoren, suchte sich eine namhafte Jury zusammen – und organisierte den neuen Dresdner Wettbewerb in vier Kategorien dezidiert für junge Pianistinnen und Pianisten bis 25 Jahren. Der Klavierwettbewerb stieß bereits beim 1. Mal auf große Begeisterung bei den Teilnehmenden, dem Publikum und der Presse.

Dass selbst unter Lehrern und Professoren noch arg geworben werden muss, damit sie einen Wettbewerb mit Weber-Schwerpunkt für ihre Schüler überhaupt in Erwägung ziehen, verwundert Mirjana Rajić. Um die Bewerbung zu erleichtern, erweiterte sie das Pflichtrepertoire im Finale der 4. Kategorie auf „Weber und Zeitgenossen“. Prompt spielten im ersten Wettbewerbsfinale vier Finalisten das Schumann-Konzert! Aber die Aufmerksamkeit für die unbekannten Weber-Stücke wuchs und es gewann die junge, am renommierten Moskauer Tschaikowski Konservatorium ausgebildete Mariamna Sherling den 1. Preis in der 4. Kategorie mit ihrer Interpretation des „Konzertstücks für Klavier und Orchester“ op. 79. Auch dieses Jahr ist dieses selten gespielte Werk neben Webers Konzert für Klavier und Orchester Nr.2 wieder angemeldet worden. Bereiten Sie sich übrigens ruhig schon einmal hörend auf das Jubiläum in zwei Jahren vor und besuchen Sie vor dem festlichen Preisträgerkonzert die öffentlichen Wettbewerbsrunden! Hier erklingen weitere kleine und große Klavierstücke des Komponisten.



3. Internationaler Klavierwettbewerb Carl Maria von Weber

12. Oktober 2024, 17 Uhr 
Kategorie IV; Finale: Konzertsaal der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden
Eintritt frei

13. Oktober 2024, 11 Uhr
Preisträgerkonzert in der Semperoper
Hochschulsinfonieorchester
Leitung: Prof. Ekkehard Klemm
Tickets: ticket.semperoper.de

Eine Textversion des Artikels ist in den Dresdner Neuesten Nachrichten erschienen. Wir danken dem Verlag für die freundliche Genehmigung, ihn erneut abdrucken zu dürfen.

Literatur: Max Maria von Weber, „Carl Maria von Weber und sein Denkmal“. Die Gartenlaube Heft 6-8, 1862 (Online Quelle)

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