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Dezennien und Dekaden

Foto: Annett Zschoppe, Z&Z Agentur Dresden

Der nach Ernst von Schuch benannte Dirigentenpreis wurde zum zehnten Mal vergeben.

Der Ernst-von-Schuch-Dirigentenförderpreis ist weit mehr als nur ein Intermezzo. Durch die 2011 in Dresden gegründete Familienstiftung gestiftet, konnte er nun schon zum zehnten Mal vergeben werden. Der neue Preisträger ist der 1995 geborene Dirigent Giulio Cilona. Ein junger Mann, der für seine künstlerische Arbeit bereits mehrfach ausgezeichnet worden ist – etwa mit einem Stipendium im Förderprogramm Forum Dirigieren des Deutschen Musikrats – und derzeit als Kapellmeister an der Deutschen Oper Berlin beschäftigt ist.

Dass er dort unter den Fittichen von Donald Runnicles gewirkt hat, dem künftigen Chefdirigenten der Dresdner Philharmonie, ist nur eine von mehreren mit diesem Preis denkbaren Querverbindungen. Eine andere ist der Umstand, dass der 1846 in Graz geborene und 1898 von Österreichs Kaiser mit einem Adelstitel bedachte Dirigent Ernst Schuch nach seiner mehr als vier Jahrzehnte währenden Zusammenarbeit Schaffenszeit an der damaligen Dresdner Hofoper zwischen 1901 und 1911 immerhin vier Opern von Richard Strauss uraufgeführt hat (»Feuersnot«, »Salome«, »Elektra« und »Rosenkavalier«). Dass der inzwischen zehnte Förderpreis, mit dem die Familienstiftung das Gedenken an ihren musikalischen Vorfahren wachhalten will, just im 110. Todesjahr des einstigen Hofkapellmeisters vergeben worden ist, gilt allenfalls als Zahlenspiel. Bedeutsamer hingegen wiegt das sichere Gespür der Jury für zukunftsträchtige Preisträger.

Schließlich sind in den vergangenen Jahren mit Dominik Beykirch und Marie Jacquot Kandidaten gekürt worden, die längst für internationales Aufsehen sorgen und vielbeachtete Karrieren eingeschlagen haben. Bleibt Giulio Cilona und den anderen Preisträgern zu wünschen, dies als gutes Omen zu nehmen. Die privat gestifteten, aber nach wie vor auf lediglich 2.000 Euro beschränkten Preisgelder mögen zwar ein nettes Zubrötchen sein, wirklich honorig ist jedoch eher der namentliche Bezug zum legendären Dirigenten Ernst von Schuch.

Der hat bekanntlich auch für zahlreiche Erstaufführungen in Dresden gesorgt – neben Wagner-Opern auch italienisches Repertoire etwa von Verdi, darüber hinaus aber auch eigene Zeitgenossen -, den Familienzwist »Intermezzo« von Richard Strauss allerdings nicht. Der kam jüngst im einhundertsten Jahr nach seiner hiesigen Uraufführung an der Semperoper heraus und gab am letzten November-Sonntag den passenden Rahmen für diese Auszeichnung für Giulio Cilona, der übrigens auch als Pianist und Komponist von sich reden macht und dem kürzlich eine Aufführungsserie von Mozarts »Zauberflöte« in Dresden anvertraut worden ist.