Ach, was waren das für schöne Schlagzeilen! Dresden mal wieder in allen Medien. Wegen einer Flasche und zwei nicht näher bekannten Frauen. Abgelichtet im nächtlichen Arnhold-Bad und veröffentlicht auf den Selbstbespiegelungsmedien der Band. Die Welt schaut auf Dresden, und sogar etwas Punk ist mit dabei. Wir erinnern uns, einst war das Widerspruch und Aufbegehr, klang nach Stirnbieten und eigenem Kopf. Manchmal sogar nach Köpfchen.
Ach, wie lange ist das her! 1968 und die Folgen, da war doch mal was? Heute fragen wir uns, was denn für Folgen? Und blenden die Ursachen wiedermal fast vollständig aus. Damals sollten Zeichen gesetzt werden, unüberseh- und unüberhörbare Zeichen, auch musikalisch. Manchmal auch punkig. Heute gehts um PR.
Übrigens, Zeichensetzung! Wenn unterm Flaschenbild solch eine Unterschrift steht: „Sonntag, 1:54 Uhr Baden gehen in Dresden…“, dann hatte wohl Siri ihre unsichtbaren Hände im Spiel. Falls ein Sänger wie Campino (auch um den handelt es sich zwischen den Frauen) mal einen Deutschlehrer gehabt haben sollte, würde der sich jetzt schämen.
Ach, Deutschlehrer! Die wären wohl nie nächtens in ein geschlossenes Freibad eingedrungen, um mit einem pennälerhaften Auftritt um eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch zu betteln. Manchmal sollten Grenzen eben doch beachtet werden.
Ach, Grenzen! Was sind denn Grenzen gegen eine Flasche? Schlimmstenfalls sorgen sie für Ernüchterung. Und dann gibt’s eine launige Geldspende für die Dresdner Bäder GmbH, die sich flugs versöhnlich zeigt. Übrigens: Manchmal sind zwei Frauen schwieriger als eine.
Das letzte Wort soll heute mal ein Schriftsteller haben: „Erst im Zeitalter der sozialen Netzwerke gewinnt asozial neue Konturen.“ (Botho Strauß)