Mehrfach war er in Dresden zu Gast, dirigierte hier beide großen Orchester und war in den vergangenen Jahren vor allem als Sachwalter des musikalischen Schaffens von Dmitri Schostakowitsch hier zu erleben. Jetzt ist der große russische Dirigent Gennadi Roschdestwenski im Alter von 87 Jahren in seiner Heimatstadt Moskau verstorben.
Am 4. Mai konnte er noch seinen Geburtstag begehen – nun steht der 16. Juni als sein Sterbedatum in den Annalen der Musikwelt. Sie hielt schon einmal, als Roschdestwenski im Winter 2016 die Dresdner Philharmonie dirigierte, den Atem an. Da war der Maestro auf dem Weg vom Hotel zum Kulturpalast auf glattem Weg ausgeglitten und musste ein Konzert absagen.
Kurz zuvor allerdings ist er noch bei den Internationalen Schostakowitsch-Tagen in Gohrisch zu Gast gewesen und nahm dort den 7. Internationalen Schostakowitsch-Preis entgegen. Unvergessen ist seine launige Dankesrede, in der er ausführlich die Zusammenarbeit mit dem von ihm hoch verehrten Komponisten beschrieb. Seine langjährige Gattin, die Pianistin Viktoria Postnikowa, steuerte musikalische Überraschungen zu diesem winterlichen Festakt bei.
Im Sommer 2017 gab es ein Wiedersehen, als Gennadi Roschdestwenski das Sonderkonzert der Sächsischen Staatskapelle Dresden zum Vorabend der Schostakowitsch-Tage in der Semperoper dirigierte und anschließend gemeinsam mit Viktoria Postnikova auch das Festival in Gohrisch besuchte.
Der am Moskauer Konservatorium ausgebildete Dirigent leitete in seiner langen Karriere zahlreiche namhafte Orchester in aller Welt. In seiner sowjetischen Heimat war er der erste Dirigent, der Kompositionen von Carl Orff, Paul Hindemith und Béla Bartók aufgeführt hat. In besonderer Weise trug er das Œuvre seiner Landsleute in die Welt.
Wer Konzerte oder andere Begegnungen mit Gennadi Roschdestwenski teilen durfte, wird sie gewiss nie vergessen. Was neben all diesen Erinnerungen an einen hoch intelligenten und sehr humorvollen Künstler bleiben wird, sind nun seine zahlreichen Einspielungen.