Wie feiert ein Dirigent wie Marek Janowski seinen 80. Geburtstag? Natürlich mit Musik. Der Meister probt in Köln für eine Konzerttournee mit dem WDR Sinfonieorchester. Dresdner, die dem künftigen Chefdirigenten der Philharmonie persönlich gratulieren wollen, müssen sich also noch ein wenig gedulden. Doch bevor der 1939 in Warschau geborene und im Rheinland aufgewachsene Maestro zur kommenden Spielzeit wieder ins Elbtal zurückkehrt, um als Chefdirigent der Dresdner Philharmonie die Nachfolge von Michael Sanderling anzutreten, wird er Anfang März mit gleich zwei konzertanten Opernaufführungen hier gastieren.
Natürlich ist Marek Janowski in Dresden kein Unbekannter. Der musikalische Weltbürger war bereits von 2001 bis 2003 Chefdirigent der Dresdner Philharmonie. Damals ging er im Groll, weil die Stadt weder ihr Versprechen eines neuen Konzertsaals für das Orchester noch die finanziellen Zusagen für eine Angleichung der Musikerinnen und Musiker eingehalten hat. Inzwischen gibt es den Saal – und Janowski wird im August zum zweiten Mal dieses Amt übernehmen.
Seine erste Begegnung mit dieser Musikstadt allerdings liegt deutlich länger zurück. Das war in den siebziger Jahren, anlässlich der Gesamtaufnahme von Webers »Euryanthe« mit der Staatskapelle (s. Foto). Anfang der 1980er Jahre folgte dann ein weiterer musikalischer Meilenstein, wie sich der Maestro erinnert: „Das war eben der wirkliche Glücksfall, die Staatsoper Dresden gibt die Kapelle für Proben und Aufnahmen von Wagners »Ring« her, um das Ganze zum Abschluss mit der gleichen hervorragenden Besetzung einmal konzertant im Kulturpalast zu haben. An diese vier Aufführungen habe ich wirklich sehr bewegende Erinnerungen, da war die ganze DDR da und eben auch ein auserlesenes Sängerensemble. Ich glaub, das waren damals wirklich außergewöhnliche Ereignisse.“ Diese Aufnahme von Richard Wagners »Ring des Nibelungen«, produziert in der Lukaskirche, stellt bis heute einen musikalischen Meilenstein dar. Inzwischen hat Marek Janowski den Zyklus auch zu den Bayreuther Festspielen geleitet und eine weitere Kompletteinspielung mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin realisiert. Trotz seiner Wagner-Affinität ist er stets äußerst vielseitig geblieben. „Natürlich habe ich aus meinen Neigungen nie einen Hehl gemacht, ich fühle mich sehr zu einem deutschen Repertoire hingezogen, das vielleicht so bei Haydn beginnt und bei Richard Strauss aufhört. Man sagt auch, dass mir bestimmte Dinge wie Wagner und Strauss oder Bruckner besonders lägen. Abgesehen von einer detaillierteren Kenntnis zeitgenössischer Musik kam es im Laufe der Jahre dazu, dass ich ein französisches Repertoire kennengelernt habe, von dem wir Deutschen gar nicht wissen, dass es solche Komponisten gibt.“
Mit eben dieser Vielfalt, dieser Lust am Entdecken, inspiriert Marek Janowski sich selbst sowie sein Publikum, vor allem aber die Musikerinnen und Musiker im Orchester: „Es kann sich eben nicht alles an Brahms, Schubert, Beethoven oder Bruckner orientiert haben in der Welt. Wenn man sieht, mit welcher natürlichen Leichtigkeit französische Orchester sich den Differenzierungen zwischen drei p und vier p und einem mp, mezzopiano, öffnet, und wenn man sieht, mit welchen unglaublichen Schwierigkeiten da ein deutsches Orchester zu kämpfen hat, da wird man ein bisschen vorsichtiger.“
Marek Janowski gilt als gründlicher, aurchaus auch als strenger Orchestererzieher, war über 16 Jahre lang Chef des Orchestre Philharmonique de Radio France, stand dem Gürzenich-Orchester Köln, dem Orchestre de la Suisse Romande in Genf sowie dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin vor. Oper dirigierte er unter anderem an der New Yorker Met, in Bayreuth und an der Wiener Staatsoper. Oper soll nun auch im neuen Konzertsaal erklingen, der sozusagen als Lockvogel für die Rückkehr des 80jährigen Dirigenten fungiert. Am 8. und 10. März wird Janowski mit der Dresdner Philharmonie und einem erlesenen Solistenensemble »Cavalleria rusticana« von Pietro Mascagni und »Il tabarro« (»Der Mantel«) von Giacomo Puccini aufführen. Das Doppel soll dann schon bald als CD-Einspielung vorliegen.
Gut möglich, dass sich Marek Janowski mit seinem neuen Amt als Chefdirigent der Philharmonie selbst ein Geschenk gemacht hat – das allerdings allen Musikfreunden zugute kommt.