Zum heutigen 206. Geburtstag von Richard Wagner haben das Landesdigitalisierungsprogramm Sachsen (LDP) und die Sächsische Staatsoper allen Liebhabern des Komponisten ein besonderes Geschenk vorbereitet: pünktlich zum heutigen Ehrentag werden hochwertige Digitalisate von Aufführungsmaterialien zu einigen seiner Opern frei zugänglich gemacht.
Sie bergen über 100 Jahre Interpretationsgeschichte und sind damit eine wertvolle Quelle nicht nur für die musikwissenschaftliche Forschung. Die Präsentation bildet den Auftakt eines groß angelegten Digitalisierungsprojekts, über das zurzeit insgesamt 78 Opernhandschriften aus dem Bestand des Notenarchivs der Staatsoper digitalisiert und erschlossen werden – von Daniel François Esprit Auber bis Richard Wagner. Die Materialien ergänzen künftig die in der SLUB Dresden aufbewahrten und bereits digital verfügbaren Dresdner Hofopernbestände mit 1.200 Handschriften zu 650 Opern aus dem Zeitraum 1765–1900 und führen das Opernarchiv virtuell zusammen.
Besondere Highlights der Kooperation zwischen Staatsoper und LDP sind historische Quellen zu Werken von Richard Wagner und Richard Strauss (letztere zugänglich ab 2020), die die besondere Repertoiretradition der Staatskapelle dokumentieren. Im Stimmenmaterial zur Wagner-Oper »Die Meistersinger von Nürnberg« spiegelt sich die reiche Aufführungsgeschichte von 1869 bis in die 1990er Jahre hinein, mit Vorstellungen unter prominenten Dirigenten wie Julius Rietz, Ernst Schuch, Karl Böhm oder Franz Konwitschny. Auch die Gesamtaufnahme des Werks in der Dresdner Lukaskirche unter Herbert von Karajan (24.11.-1.12.1970) ist vermerkt. Teile der Stimmen zu den »Meistersingern« sind bereits für die Dresdner Erstaufführung am 21. Januar 1869 entstanden, die kurz nach der Uraufführung in München (21. Juni 1868) stattfand. Im Januar 2020 wird diese Wagner-Tradition mit einer Neuinszenierung an der Staatsoper Dresden fortgeführt; pünktlich zum Jahrestag der Dresdner Erstaufführung findet eine Premieren-Kostprobe am 21. Januar 2020 statt.
Das nun digital verfügbare Material zum »Tannhäuser« ergänzt das in der SLUB Dresden aufbewahrte Uraufführungsmaterial. Diese erste Vorstellung fand am 19. Oktober 1845 im Dresdner Hoftheater statt, dirigiert von Wagner selber, der seit 1843 als Königlich Sächsischer Kapellmeister in Dresden wirkte. Die Aufführung rief allerdings ein durchaus geteiltes Echo hervor, was mehrere Revisionen nach sich zog, die im nun digitalisierten Material der Staatsoper mit abgebildet sind. Die in diesen Noten vermerkten Vorstellungsdaten mit Namen der ausführenden Musiker reichen von 1904 bis 1949 – und überschneiden sich mit den Daten der in der SLUB bewahrten Stimmen, die weiterhin verwendet wurden.
Die SLUB Dresden koordiniert, unterstützt vom Freistaat Sachsen, seit 2015 das Landesdigitalisierungsprogramm, welches Kulturgut aus sächsischen Wissenschafts- und Kultureinrichtungen digitalisiert und online zugänglich macht. Ziel ist ein möglichst umfassender Zugang zu Informationen und Objekten der kulturellen und wissenschaftlichen Überlieferung des Freistaates für Zwecke der Lehre und Forschung sowie für die breite Öffentlichkeit.