Beethoven 250. Auch wenn das genaue Geburtsdatum nicht überliefert wurde, steht doch fest, dass Ludwig van Beethoven heute vor 250 Jahren, am 17. Dezember 1770, in Bonn getauft worden ist. Das war damals so üblich. Es konnte ja kein Weihwasserträger ahnen, wie sehr sich der Knabe im Laufe seines leider viel zu kurzen Lebens über alle Götter würde erheben. Er bedurfte ihrer nicht, der menschengeschaffenen Idole, der Angstgeister, gepredigten Richter und unterjochenden Herrscher. Er brauchte kein Opium – sein Weltgeist war die Musik. Und das ist sie uns bis heute geblieben, denn niemand vor oder gar nach ihm hat so sehr Neues geschaffen, sich ausprobiert und die Türen des Machbaren weit geöffnet wie er, aufgestoßen für die Moderne bis in die Gegenwart und noch darüber hinaus.
Man hätte ihn das ganze Jahr 2020 über in aller Welt feiern wollen zu diesem Vierteljahrtausend. Aber die meisten Konzerte und Aufführungen mussten abgesagt werden. Irgendwelche Marketingstrategen hatten sich das Logo »BTHVN« auf die Fahnen geschrieben, wollten originell sein damit und kamen dem Meister doch nicht sehr nahe. Denn er, regelmäßig als Genie, Gigant und / oder Titan beschrieben, hatte Platitüden nicht nötig, die standen und stehen schließlich abgründig weit unter all seiner Kunst.
Der sowohl musikalische als auch der menschliche Freiheitsanspruch in Beethovens Werk hätte die Welt längst zu einer besseren machen können, ja, machen sollen! Aber die Welt – also die Menschheit – will / kann nicht verstehen, will / kann nicht hören, muss (?) / wird (?) sich zerstören. Wie viele Despoten, Priester und Könige, Kaiser und andere Kriminelle haben sich schon zu den Klängen der Fünften oder gar der Neunten Sinfonie feiern lassen, welch Unrat wurde beim Absingen der »Ode an die Freude« nicht schon gedacht und verzapft? Andererseits: Wie viel Liebesglück wurde und wird selbst bei Petitessen schon verströmt, denken wir nur an »Für Elise« oder die »Mondscheinsonate«.
Feiern wir ihn, indem wir ihm und seinem Werk auf den Grund zu gehen versuchen. Gänzlich dort ankommen werden wir sowieso nie. Feiern wir ihn über dieses schreckensvolle Jahr 2020 hinaus. Das hat sich der Unsterblich Geliebte mit seiner zutiefst humanistischen Künstlerschaft mehr als verdient.