Zehn lange Jahre lagen vor zweihundert Jahren zwischen den Uraufführungen der achten und der neunten Sinfonie – in den letzten Tagen hat die Staatskapelle die beiden Werke hintereinander in einem Konzert aufgeführt. Der sich entspinnende sinfonische Dialog war faszinierend! Die heitere »Achte« mit Vorahnung auf das Kommende aufzuladen und einzelne musikalische Ideen sozusagen als Sprachfiguren zu behandeln: war das Christian Thielemanns Grundidee? Das ins Bedächtige zurückgenommene Grundtempo des ersten Satzes (eigentlich Allegro vivace e con brio) lud jedenfalls zu genauerer Betrachtung und Ausformulierung einiger dieser Gedanken ein; diese Motive wurden vom Tempo her ausgehoben, wie um ihnen zusätzlich Bedeutung zu verleihen (In dem bekannten Mitschnitt der Sinfonien mit den Wienern geschieht das bereits; wenn auch nicht so prägnant-eigensinnig wie am Freitag in der Semperoper). Verminderte Achtelleitern der Celli wie fernes Donnergrollen am Horizont, die Oktavkippungen in den Geigen verstärkten wie Ausrufezeichen die dräuende Gefahr… Also, das ließ sich schaurigschön als Musikdrama hören! Und es bereitete den Beginn der »Neunten«, die nach der Pause wie eine mythische Schöpfungsgeschichte erzählt wurde, auf ganz eigene Weise vor…
Das Konzert wird am 22. Oktober 2021 ab 20.05 Uhr von MDR Kultur & MDR Klassik gesendet.