Öfter erlebt man das Tripelkonzert ja mit drei Sternchen – sei es in Kombination Mutter / Ma / Barenboim, Ehnes / Maisky / Wang, Argerich / Capucon im Quadrat oder, ein Klassiker unter Karajans Leitung, Oistrach / Rostropowitsch / Richter. So manches Mal gerät das Konzert zum Wettstreit dreier schöner Nachtigallen: wer triumphiere über die anderen beiden, wer singt am schönsten und bezaubert das Publikum?
Nichts davon beim jüngsten Kapellkonzert! Die drei Solisten Matthias Wollong, Norbert Anger und ein vom Flügel aus dirigierender Myung-Whun Chung harmonierten vornehmlich als Kammermusik-Trio, als musikalische ménage à trois. Durch kluges Zurücknehmen der eigenen Stimme den Partner auf Händen tragen: das exerzierten die drei auf beglückende Weise vor, und das Orchester trug seinerseits durch aufmerksame Begleitung zum Gelingen bei. Chung beschränkte das Dirigat über lange Strecken auf ein Mindestmaß (was einige Male dazu führte, dass man sich tempomäßig „organisch“ zu einigen hatte), „dirigierte“ mit auf dem Flügel aufgestützten Ellbogen nur durch Handgesten, teilweise nur durch Berühren von Daumen und Zeigefinger. Das Konzert erwuchs so wunderbar aus dem Moment. Dass wir solche leisen Sternstunden nun wieder erleben können! Wenn die aktuellen Berliner Dreier-Sondierungsgespräche stocken sollten, sei den Parteivertretern ein abendlicher Beethoven-Exkurs ans Herz gelegt. Ja, das Tripelkonzert ist nicht zuletzt eine Lehrstunde in politischer Diplomatie, im variierenden Hin- und Herspielen von Themen, ein Macht-Ballett.