Auf Axel Brüggemann ist Verlass: Er überrascht immer wieder. Kaum hat er einer namhaften Persönlichkeit aus der Musikwelt mal so richtig die Stirn geboten, schon umgarnt er sie wieder mit einer gedeihlichen Zusammenarbeit. Sein Lesepublikum freut sich von Montag zu Montag auf Brüggemanns »Klassikwoche«, um darin Pikantes und Pikierte zu finden, treffliche Formulierungen und oft hübsche Entdeckungen. Und wo bleibt das Positive, Herr Brüggemann?
Das liefert er selbst, der Vielschreiber, Rechercheur, Buchautor und Filmemacher. »Wagner, Bayreuth und der Rest der Welt« ist das jüngste Ereignis dieses ruhelosen Akrobaten im Dienste der Kunst. Ein Dokumentarfilm, in dem vom Grünen Hügel aus gesichtet wird, ob es wohl noch eine Welt neben dem Kosmos Wagner geben kann.
Natürlich kommt dem Wagner-Experten Christian Thielemann eine wichtige Rolle in diesem Projekt zu. Die Serie der polemischen Seitenhiebe durch den Autor scheint vergessen oder gar nicht erst wahrgenommen zu sein. Was völlig korrekt ist, denn es geht ja nicht um persönliche Befindlichkeiten, sondern um den nach wie vor streitbaren Richard Wagner. Er polarisiert, heißt es, sei ein gesellschaftliches Phänomen und bringe bis heute eine Spezies von Menschen hervor, „die alle einen Schuss haben“. Man nennt sie schlichtweg Wagnerianer. Zu denen bekennt sich selbstredend auch der für seinen jüngsten Film um die halbe Welt gereiste Axel Brüggemann.
Zu ausgewählten Vorstellungen von »Wagner, Bayreuth und der Rest der Welt« tourt er – nach der Uraufführung zum Hamburger Filmfest Anfang Oktober – nun schon bald wieder durch die Lande. Erst einmal zum Bayreuth-Kontrahenten Salzburg, wo er anlässlich der im Frühjahr pandemisch entfallenen Osterfestspiele nun zum Oktober-Ausklang seinen Film gemeinsam mit Christian Thielemann präsentieren wird.
Gleich darauf geht es nach Berlin und Leipzig, am 4. November wird der Film in Anwesenheit von Axel Brüggemann im Dresdner Programmkino Ost präsentiert. Frankfurt am Main und Freiburg sind weitere Stationen. Gedreht wurde übrigens nicht nur in Bayreuth, sondern auch an Wagners Sterbeort Venedig, in Lettland, Israel und Abu Dhabi sowie bei Wagner-Verrückten in den USA sowie in Japan. Der – neben dem Festspielhaus, versteht sich – wohl schönste Drehort dürfte die fränkische Fleischerei des Ehepaars Rauch gewesen sein. Bei den Metzgern geht es halt um die Wurst – und um den Wagner.
Überraschungen sind offenbar Brüggemanns bestes Prinzip.