Die Vorfreude war groß. Die Blauäugigkeit offenbar auch. Drei Abende Kunst und Kultur! Das 3. Symphoniekonzert der Sächsischen Staatskapelle sollte den Reigen am Dienstag eröffnen. Gefolgt von der Wiederaufnahme des Verismo-Doppels »Cavalleria rusticana« von Pietro Mascagni und »Pagliacci« von Ruggero Leoncavallo in neuer Besetzung am Mittwoch sowie von der nachgeholten Neuproduktion »La Cenerentola« Gioachino Rossinis am Donnerstag.
Die Ernüchterung wird nachwirken.
Denn nach dem fulminanten Konzert mit dem Capell-Virtuosen Antoine Tamestit unter der musikalischen Leitung von Lorenzo Viotti zu Beginn dieser Woche gab es erst einmal: Nichts. Dann abermals: Nichts. Und nun endgültig: Nichts.
Dem ungarisch-französischen Konzertabend mit Zoltán Kodálys Wuchtorgie »Tänze aus Galanta« sowie Béla Bartóks Konzert für Viola und Orchester, gepaart mit der Orchestersuite »Les animaus modèles« von Francis Poulenc und der Suite Nr. 2 »Daphnis et Chloé« von Maurice Ravel sollte zwei Abende lang großartiges und ergreifendes Musiktheater folgen.
Doch das Unheil kündigte sich bereits im Konzert an. Ein Teil der Musikerinnen und Musiker saß maskiert auf der Bühne. Um sich abzugrenzen vom Großteil der ungeimpften Orchestermitglieder? Um sich zu schützen vor den orchestralen Corona-Leugnern? Wir wissen es nicht. Klar ist jedoch, dass Masken nur an den Streichinstrumenten praktikabel waren, beim gesamten Blasinstrumentarium sind sie naturgemäß schlicht und einfach nicht tragbar. Ein vieldeutiges Zeichen waren die FFP2-Binden auf dem Podium allerdings trotzdem. Uns ist die eigene Gesundheit und die unserer Nächsten nicht einerlei, mag damit zum Ausdruck gebracht worden sein. Andere Menschen mögen das vielleicht unmenschlich anders sehen.
Ein ergreifend mitreißender Konzertabend gelang aber trotzdem.
Was von der Dresdner Wiederaufnahme des von den Osterfestspielen Salzburg übernommenen Inszenierung durch Regisseur Philipp Stölzl – einem so sehens- wie hörenswerten Projekt mit »Cavalleria rusticana« und »Pagliacci« – leider nicht zu sagen ist. Denn die wurde etwa zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn Corona-bedingt wieder abgesagt. Es habe da Fälle im Ensemble gegeben, so die lapidare Erklärung. Nachvollziehbar war die Entscheidung dennoch allemal.
»La Cenerentola«, der jüngsten Neuproduktion an der Sächsischen Staatsoper, sollte allerdings nichts im Wege stehen. Erwartungsfroh saß das Publikum großzügig verteilt im Parkett und auf den Rängen, pünktlich zu Vorstellungsbeginn trat der Intendant vor den Vorhang. Ein sichtlich zerknirschter Peter Theiler musste verkünden, dass die Vorstellung nicht stattfinden würde. Positive Testfälle, Sie verstehen schon, den Kartenpreis erhalten Sie selbstverständlich zurück.
Spätestens in diesem Moment war eigentlich klar, dass der gesamte Kulturladen nun dichtgemacht werden sollte. Wie lange Dresdens Striezeloberwichtelbürgermeister noch an seinem Budenzauber festhalten können würde? Nur Stunden später gab es das Aus. Erst für die Staatstheater, dann für das Hilbert-Spektakel.
Zukunftsaussichten? Erst einmal keine.