Zunächst ist das Debüt eines neuen Dresdner Orchesters zu vermelden. Mitglieder der Staatkapelle, der Philharmonie, der Dresdner Sinfoniker, des Orchesters der Landesbühnen und der Staatsoperette haben sich zusammengefunden als „Dresdner Festival-Orchester“ mit dem Anspruch, „in Zukunft klassische Musik einem breiten Publikum auf höchstem künstlerischen Niveau darzubieten.“ Hier sitze an jedem Pult ein Solist, so der Moderator zu Beginn des sommerlichen Opernabends auf dem Neumarkt. Das soll ein Kompliment sein. Dass der Findungsprozess der Spitzenkräfte auf dem Weg zu einem Spitzenensemble noch im Gange ist, war unter der Leitung des Dirigenten Niksa Baresa nicht zu überhören.
Rossinis Ouvertüre zu „Guilliaume Tell“ eröffnet den Abend und bringt mit den schmelzenden Klängen einleitender Naturstimmungen und den mitreißenden Attacken im Galopp zum Abschluss genau die richtige Stimmung auf den Platz vor der Frauenkirche im weichen Abendlicht.
Mit der Sopranistin Barbara Krieger, dem Tenor Miroslav Dvorský und dem Bariton Dalibor Jenis riss dann auch bald ein Gesangstriumvirat das Publikum zu Beifallsstürmen hin. Die drei Künstler, einzeln oder in Duetten, setzten etliche Glanzpunkte und liefen nach anfänglich nicht ganz ohne Verirrungen bestandenen Ausflügen in die Gefilde der französischen Oper auf italienischem Terrain zu Höchst- und Bestform auf. Fulminant das Finale des ersten Teiles mit Puccini. Die Herren als Rodolfo und Marcello in „La Bohème“, Barbara Krieger mit „Un bel die vedremo“ aus „Madama Butterfly“ und mit Miroslav Dvorský im Liebesduett dieser exotischen Gefühlsdroge, ließen bei so exzellenter Verführung kaum ahnen, dass sie für den zweiten Teil des ohnehin üppigen Abends noch etliche Überraschungen im Repertoire hatten.
Die Varianten der Enttäuschung, Verzweiflung samt Umschlag in rächende Mordgelüste lässt Dalibor Jenis als Renato in der Arie „Eri tu che macciavi quell´ anima“ aus Verdis „Un ballo in maschera“ mitreißend aufklingen. Barbara Krieger gelten die Sympathien des Publikums wenn sie Arien aus Catalanis „La Wally“ und Puccinis „La Rondine“ singt. Jubel für den Tenor mit Schmelz und Kraft als Des Grieux in Puccinis „Manon Lescaut“ und Macduff in Verdis „Macbeth“. Zwei grandiose Duette noch, Verdis hymnisch besungene Männerfreundschaft für Tenor und Bariton aus „Don Carlo“ und die herzerweichenden Passagen im gemeinsamen Gesang der Violetta Valéry und des Giorgio Germont aus „La Traviata“. Als Zugabe überrascht Barbara Kriegers berührender Vortrag von Dvoraks lyrischer Melancholie in Rusalkas Lied an den Mond, der auch wirklich noch bei leichter Abnahme ganz prächtig strahlt und nicht verlischt. Kein Halten des Publikums bei Miroslav Dvorskýs „Nessun dorma“ und vor allem, wenn Dalibor Jenis als Rossinis Figaro in der Bravourarie „Largo al factotum“ mit Geschmack und Charme die Register seiner so stilsicheren wie technisch versierten Gesangskunst zieht.
Quelle: www.carreras-stiftung.de
Das ganze wunderbare Wunschkonzert dient einem guten Zweck. Das Sommervergnügen ist ein Benefizkonzert zugunsten der Deutschen José Carreras Leukämie-Stiftung. Das Publikum, zahlreiche Zaungäste inbegriffen, greift gerne in die Taschen. Am Ende sind für die Betreuung erkrankter Kinder 20.432,00 Euro zusammengekommen.
Eine Druckfassung des Artikels ist am 8. August 2009 in den Dresdner Neuesten Nachrichten erschienen. Wir danken dem Verlag für die freundliche Genehmigung, ihn hier erneut abzudrucken.