Kennen Sie Gustave Kerkers? Vermutlich nicht. Der Mann wurde 1857 im westfälischen Herford geboren, genoss eine musikalische Erziehung und wanderte mit den Eltern aus in die USA. Im Bundesstaat Kentucky wird er zum Dirigenten und landet im Alter von 22 Jahren mit seiner ersten Operette „Cadets“ einen respektablen Erfolg. Er geht nach New York und – als hätte man hier nur auf ihn gewartet – steigt steil auf am Broadway. Mit „The Belle of New York“ schreibt er 1897 die erste amerikanische Operette, die weltweiten Erfolg hat. London, Wien, Berlin und Paris.
Kerkers stirbt 1923 in New York und wird vergessen. Nicht mal der deutsche Operettenpapst Volker Klotz erwähnt in seinem „Handbuch einer unerhörten Kunst“ den Namen des Mannes, der mit seinen „musical comedians“ und „ligth operas“ nach Meinung anderer Experten beste „Unterhaltungsmusik von ungeheurer Bühnenwirksamkeit“ schrieb. Und genau dieser Nachweis sollte jetzt erbracht werden. Die renommierte NDR Radiophilharmonie startete in die Saison mit einem Konzert im Funkhaus Hannover unter der Leitung von Howard Griffiths, das einzig Werke von Gustave Kerker enthielt. „Als die Operette zum Musical wurde“ hieß das Programm, für dessen Konzerteinrichtung und Dramaturgie Uwe Schneider von der Dresdner Staatsoperette verantwortlich zeichnete. Und welche Sängerinnen und Sänger sollten besser geeignet sein, den fließenden Übergängen von einem Genre zum anderen den authentischen Klang zu geben, als die des Ensembles der Staatsoperette?
Ein Sendetermin für den Mitschnitt steht noch nicht fest, dafür aber die Tatsache, dass es eine CD-Produktion geben wird, in Zusammenarbeit des NDR mit dem bewährten Label cpo.
Eine Textfassung des Artikels ist in den Dresdner Neuesten Nachrichten erschienen. Wir danken dem Verlag für die freundliche Genehmigung, ihn hier erneut abdrucken zu dürfen.