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Xavier Le Roys erste Karriere als promovierter Biologe startete nicht so richtig durch. Ein Jahr gab er sich, erzählt er im Publikumsgespräch, in dem er sich künstlerisch probieren wollte. Tatsächlich, es klappte gut. Seitdem ist Le Roy Choreograph. Die Biologie hat er begraben.
Oder doch nicht? Die Fragen, die seine Choreographie von Helmut Lachenmanns "Salut für Caudwell" aufwirft, sind existentiell neurobiologischer Natur. Zwei Gitarristen spielen hinter schwarzen Vorhängen, zwei "Schauspieler" (später wird klar: auch sie sind Musiker) davor, die dieselben Bewegungen, die für das Erzeugen der Musik notwendig sind, reproduzieren; aber ohne Instrument. Der faszinierende Knackpunkt der Choreographie liegt im Moment der Desynchronisation von akustischer und visueller Wahrnehmung: wenn die Musik weiterläuft, während die sichtbaren Bewegungen der "Musiker" einfrieren, später asynchron weiterlaufen. Das ist Biologie pur! Und eine der klügsten und schönsten Ideen, wie das Essentielle zeitgenössischer Musik fühlbar gemacht werden kann.