Lange, eigentlich viel zu lange hat die Gesellschaft Dresdner Konzertfreunde e.V. zur aktuellen Konzerthaus-Debatte geschwiegen. Unverständlich war vielen, warum sich die Interessengesellschaft, die für den Neubau eines Konzerthauses plädiert, nicht schon längst mit den Konzertfreunden Seite an Seite kämpfte. Immerhin heißt es auf deren katastrophal veralteter Internetseite: "Wir wollen uns einbringen in die Pläne der Stadt zum Bau eines akustisch wie architektonisch erstklassigen Konzertsaales für die Philharmonie und für die Staatskapelle."
Nun haben die Konzertfreunde mit Ex-Justizminister Geert Mackenroth (CDU) an ihrer Spitze die Katze aus dem Sack gelassen. Einen Konzertsaal wollen sie tatsächlich, aber nicht an den bisher diskutierten Orten in einem Neubau, sondern im Johanneum. Die Sächsische Zeitung berichtete gestern darüber.
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Ob dieser zusätzliche Vorschlag die Diskussion konstruktiv voranbringt, ist abzuwarten. Der Präsident der Akademie der Künste, Prof. Udo Zimmermann, nennt den Vorschlag "lächerlich", Stadträtin Christa Müller (CDU) bezeichnet ihn gar als "Lachnummer". In jedem Falle verhindert eine solche Zersplitterung der an einem hochkarätigen Konzertsaal für Dresden Interessierten ein konstruktives, rasches Vorgehen in Augenhöhe mit den Stadtoberen. Schade wäre es, wenn sich der Streit immer weiter zerfaserte und die Stadt am Ende die akustisch und planerisch ungenügende Variante des Kulturpalastumbaus aus lauter Hilflosigkeit verwirklichte. Es gilt also, alle Kräfte zu bündeln, damit der für den 11. November von der Stadt geplante "Runde Tisch" auch zu realisierbaren Ergebnissen kommt.
Lange genug jedenfalls hat Kulturbürgermeister Lunau einen möglichen Konzerthausneubau kleingeredet. Die vorliegende Betriebskostenstudie, die Unterschriftenaktionen der Gegner des Kulturpalastumbaus und die immer lauteren Stimmen derjenigen Dresdner Künstler, die sich gegen den Umbau des Kulturpalastes wenden und für Dresden einen repräsentativen Neubau fordern, kann er guten Gewissens nicht länger ignorieren.