Der Jazz ist zurück im Kurländer Palais. Am letzten Januar-Samstag folgten 350 Gäste der Einladung der Veranstalter Gabriele Kaul und Mirco Meinel in den historischen Gewölbekeller. Terrence Ngassa, medial als „einer der angesagtesten Trompeter der jungen Jazz-Elite Europas“ und als „der neue Louis Armstrong“ gehandelt, bestritt mit einer internationalen Band die erste Veranstaltung des neuen Jazzclub Dresden.
Fünf Jahre hatte Jazzagentur-Chefin Gabriele Kaul nach einer festen Spielstätte für einen Jazzclub nach ihren Vorstellungen gesucht. Nun ist er gefunden. Am traditionellen Ort im rekonstruierten Kurländer Palais. Wer die legendäre Jazz-Tonne von früher kennt, wird überrascht sein. Vieles ist anders. So wird sich der Jazzclub im Stil der 20er Jahre vorerst nur an jedem letzten Samstag im Monat öffnen. Konkurrenz mit Jazzclub Neuer Tonne und anderen Mitbewerbern ist weder gewollt noch befürchtet. Im Gegenteil. Kooperationen werden angestrebt.
Im Jazzkeller, wo man früher spätestens nachts ein Uhr vor Rauchschwaden die Hand vor Augen nicht mehr sah, ist moderne Technik eingezogen. Mirco Meinel, „zuständig für die Hardware“, sprich die Club-Ausstattung, orientierte sich an internationalen Standards. Eine Belüftungsanlage, Fußbodenheizung und -belüftung, Veränderung des Tonnengewölbes auf das historische Maß, Stoffdekorationen zugunsten besserer Akustik und (bei Bedarf) mehr Licht sollen für Wohlfühlatmosphäre sorgen.
Die Gäste der Auftakt-Veranstaltung genossen das Louis-Armstrong-Special sichtlich. Der gebürtige Kameruner Terrence Ngassa führte froh gelaunt durch den Abend. Maxim Begun, Altsaxofon, Daniel Speer, Kontrabass, Mirek Pyschny, Schlagzeug und Jura Wadja am Klavier gaben an seiner Seite ein stimmiges Bild. Spätestens bei C’est si bon rieb man sich die Augen. Ngassa singt wahrhaft wie Armstrong. Nur jünger. Wenn er tanzt und mit seiner Trompete schlenkert, wirkt er wie ein übermütiger Junge. Getrieben vom Rhythmus lässt er allen Bandmitgliedern viel Raum für Soli. Bei High Society aus den 50ern ist man nicht sicher, ob er das Publikum ein wenig auf den Arm nimmt. Ein Anflug von Sarkasmus schwingt zwischen den Noten. Voller Frohsinn animiert Ngassa die Jazzfans zum Singen. Die reagieren verhalten. Zunächst. „Ihr seid doch alle high society…“, wundert sich der Trompeter schmunzelnd. Um einen Titel an den anderen zu reihen, nur von einer kurzen Pause unterbrochen.
Mackie Messer, Why not, dazwischen launige Anekdoten, wie improvisiert klingende Soli und immer wieder Zwischenapplaus. Hello Darling in Armstrong-Manier beschließt das über zweistündige Konzert. Entlassen werden die Musiker noch lange nicht. Drei Zugaben. „Die schönsten Sachen sind immer die einfachsten“, sinniert Ngassa und zelebriert Wonderful World. Wie passend für diesen Ort und diesen Abend.
Die sich anschließende Jam Session machte ihrem Namen alle Ehre. Götz Bergmann and his Gentlemen wurden würdig vertreten von ihrem Pianisten, der sich mit Terrence Ngassa und einigen seiner Musiker mit Ottorino Galli musikalisch für kurze Zeit vereinigte. Galli wird übrigens mit seinem Gipsy Quartett am 27. Februar an den 100. Geburtstag des Zigeunermusikers Django Reinhardt erinnern. Natürlich im Jazzclub Dresden im Kurländer Palais. What a wonderful world….
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