In den Aufführungsabenden der Sächsischen Staatskapelle darf man sich auch in dieser Saison auf junge Talente am Dirigentenpult freuen. Weitere Merkmale dieser Reihe sind eine Programmgestaltung, die oft kleiner besetzte Entdeckungen am Rande des sinfonischen Repertoires ermöglicht sowie natürlich die Begegnung mit exquisiten Solisten. All dies kam auch im 1. Aufführungsabend am 1. Dezember zusammen.
Bereits im ersten Werk des Konzertes, der "Preciosa"-Ouvertüre von Carl Maria von Weber teilte sich die besondere Atmosphäre mit: da alle Musiker vor dem Schmuckvorhang musizieren, entsteht der Eindruck eines intensiven Miteinanders, wie es in der Kammermusik üblich ist. Die Musik steht im Mittelpunkt, und solchermaßen durfte sich das vom Schneegestöber kaum abgehaltene Publikum eben schon über eine Ouvertüre freuen, die sorgfältig vorbereitet dargeboten wurde. Unter der Leitung des 31jährigen Amerikaners James Gaffigan, gerade zum Chef beim Luzerner Sinfonieorchester berufen, entfaltete sich schnell der bekannte Weber-Klang, locker und mit Noblesse gesellte sich Schlagwerk hinzu.
Der besonders schöne Klang des Horns von Robert Langbein, seit fünf Jahren Solohornist der Kapelle, dürfte den Zuhörern schon in vielen Konzerten und Opernabenden aufgefallen sein. Nun stellte Langbein ein Solokonzert vor, dass in mehrfacher Hinsicht zum Höhepunkt des Konzertes geriet. Nicht nur ist das Hornkonzert des Schweden Kurt Atterberg (1887-1974) ein in der Instrumentation (Klavier, Schlagzeug, Streicher) besonders außergewöhnliches Exempel seiner Gattung. Es ist auch für den Solisten recht dankbar, kann er doch von der saftigen Fanfare bis hin zu quasi unendlich scheinenden Bögen im Adagio seine ganze Kunst zeigen. Langbein schaltete mühelos zwischen diesen Polen hin und her und hatte Mut zu einem sehr leisen, immer tragenden piano, was vom Orchester aufmerksam aufgenommen wurde. Der spätromantische, leicht impressionistische Charakter wurde sehr gut getroffen – Gaffigan und Langbein gingen den feurigen letzten Satz rasant an, behielten aber immer eine federne Leichtigkeit bei.
Das galt auch für das sinfonische Schlussstück, das passenderweise gleich mit einem Hornmotiv startete – Johannes Brahms‘ früh entstandene Serenade Opus 11 wirkte in der etwas kleineren Streicherbesetzung sogar ansprechend kernig, einzig das Adagio konnte trotz schönstem Cantabile der einzelnen Musiker seine himmlischen Längen nicht ablegen. Viele Facetten des Werkes legte Gaffigan im großformatigen Kopfsatz, im fast mozartesken Menuett und dem impulsiv musizierten Finale bloß, dafür verdiente er sich einen überaus starken Applaus: Debüt gelungen!
Eine Textfassung des Artikels ist am 3.12. in den Dresdner Neuesten Nachrichten erschienen. Wir danken dem Verlag für die freundliche Genehmigung, ihn hier erneut abdrucken zu dürfen.