Am zweiten Aufführungsabend des 10. Symphoniekonzerts der Staatskapelle übernahm der Geiger Gidon Kremer den Solopart in Schumanns Violinkonzert d-Moll. Seine Interpretation betonte die Brüche des posthum veröffentlichten Konzerts, verwehrte sich jeder Süße, ließ es als ernstes, als gefühlskaltes Werk erscheinen.
Gestatteten sich etwa die Kontrabassisten in Johannes Maria Stauds wiederum eineinfünftel Mal rotierendem Werk "Tondo" ein lustvolles Baden in den krassen Klangspritzern und waren sichtlich mit Freude und Spaß bei der Sache, verdüsterte sich der Bühnenhimmel mit Kremers Auftritt. Konzentriert verfolgte der Solist, der mit Noten spielte, die zweiminütige Orchesterintroduktion. Und ging dann mit einer Schonungslosigkeit zu Werke, die betroffen machte – und bisweilen um Kremers Instrument fürchten ließ (zumal er es schon bei einem seiner letzten Auftritte in der Semperoper bis zum knallenden Saitenriß strapaziert hatte!).
Zerrissen wirkte eben auch diese Musik, und traurig. Nur selten eine ferne Erinnerung an romantische Schwelgereien früherer Zeit; klanglich herrschte Kargheit vor, ganz ungewohnt klangneutral agierte auch das Orchester. Es bedurfte einer leisen, einer sanft tastenden Zugabe des Geigers und der gesamten Pause, bis das Publikum sich erstarkt der Brahms’schen "Ersten" widmen konnte, die Eschenbach wiederum ins Monumentale steigerte und für Jubel, Bravi und einzelnde stehende Ovationen sorgte.