Es war ein besonderer Rahmen, in dem das Junge Musikpodium Dresden-Venedig dieses Jahr musizieren durfte. Umgeben von den Kostbarkeiten der Gemäldegalerie „Alte Meister“ und nur einen Raum von der sixtinischen Madonna entfernt, fand in einem der prachtvollen Säle das traditionelle Adventskonzert statt, in dem die jungen Musiker ihr erlangtes Wissen und Können um die venezianische Musikpraxis des 17. und 18. Jahrhunderts darboten. Eine kurze Bildbetrachtung von Dr. Andreas Henning, Konservator für italienische Malerei der Gemäldegalerie, schlug den Bogen von Castelfranco Veneto, dem Geburtsort des Malers Giorgione, zu dessen schlummernder Venus, die in diesem Saal hängt.
In diesem außergewöhnlichen Ambiente wurde dem konzentrierten Publikum ein Programm aus Solokonzerten und Sopranarien geboten, welche fast ausnahmslos hohes Niveau hatten. Insbesondere die Solisten wussten durchweg zu überzeugen. Francesco Manfredinis Konzert für zwei Trompeten, Streicher und Basso Continuo wurde von Florian Weber und Lukas Kay mit hoher Sorgfalt intoniert. Beim zweiten Satz schien das Orchester metrisch etwas zu schleppen, fand aber nach einer Weile durch das extrovertierte Dirigat von Stefano Montanari, der sonst das Orchester weitestgehend frei musizieren ließ, wieder zusammen.
Das Konzert für Violoncello von Nicola Porpora meisterte der Solist Massimo Raccanelli mit hoher Kunstfertigkeit und flog auch bei schwierigen Passagen leicht über die Saiten, ohne einen dezenten barocken Ausdruck zu verlieren. Im Anschluss folgte das bekannte Oboenkonzert von Alessandro Marcello, dessen Solist Louis Baumann eine reife Darbietung des Werkes zu Gehör brachte und mit Bravorufen aus dem Publikum gefeiert wurde. Lediglich die Verzierungen wirkten manchmal etwas zu zaghaft und streng, dies verlor sich jedoch im immer klaren und strahlenden Klang, den Baumann seinem Instrument entlockte.
Stefano Montanari, der die musikalische Leitung auch während der Workshops des Musikpodiums in Italien innehatte, gab sein Können schließlich ebenfalls zum besten und trumpfte mit Antonio Vivaldis Violinkonzert RV 212 auf. Sein überaus virtuoses Können verzettelte sich dabei allerdings teilweise in zu sehr auf ihre beeindruckende Wirkung forcierte Solokadenzen, die zwischenzeitlich die Teilnehmer des Jungen Musikpodiums zu bloßen Statisten werden ließen.
Das warf die Frage auf, warum es eigentlich neben den Solokonzerten kein Concerto Grosso gab, bei dem auch die Orchestermusiker mehr in den Fokus gerückt wären. Das solistische Können einiger Teilnehmer war bestechend, doch wäre ein Werk gemeinsamen Musizierens im Sinne konzertanter Polyphonie ein angenehmer Kontrast zu den aneinandergereihten Solokonzerten gewesen und hätte auch diesen wichtigen Aspekt historischer Aufführungspraxis betont.
Mit drei Sopranarien von Porpora, Antonio Lotti und Marcello, gesungen von Sara Bino, wurde das Konzert schließlich abgerundet. Hier hätte es sicher gut getan, bei der ursprünglichen Programmfolge, die die drei Arien in Abwechslung zu den Solokonzerten vorgesehen hatte, zu bleiben. So bildeten sich teils Längen, die aber durch den schlanken und ausdrucksstarken Gesang der venezianischen Sopranisten ins Hintertreffen gerieten.
Berechtigt fügte sich anhaltender Applaus für die Gesamtdarbietung des Abends an, welcher durch eine Zugabe der besonderen Art belohnt wurde. Der Lautenist Ivano Zanenghi, der das Konzert souverän begleitete und nur vereinzelt in kleinen Solokadenzen auf sich aufmerksam machte, schaffte es Montanari als Weihnachtsgeschenk für das Publikum zu einem kleinen Duett mit der Sopranistin zu überreden, welches die heiter-freundschaftliche Stimmung, die auch die Atmosphäre der Workshops geprägt haben soll, nochmal aufleben ließ.
Es wäre eine wahre Bereicherung, wenn auch in Zukunft das Junge Musikpodium der internationalen Kulturlandschaft erhalten bliebe. Wie in den Ansprachen um das Konzert deutlich wurde, stehen selbst solche wichtigen Projekte durch die stetig unsicheren Fördermittel auf wackligen Beinen. Bleibt zu hoffen, dass es auch im nächsten Jahr wieder umgesetzt werden kann und sich der Bogen zwischen der Elbflorenz und Venedig spannen darf, die näher beieinander liegen, als es manchmal scheint.