Die Verwaltungsräte von Semperoper und Staatsschauspiel hätten unlängst "in getrennten Sitzungen" (…) "Möglichkeiten für eine engere Zusammenarbeit erörtert," hieß es letzte Woche in einer kurzen Pressemeldung, die das Staatsschauspiel und die Semperoper am späten Freitagnachmittag an ihre jeweiligen Presseverteiler versendeten. Ziel sei es, "für die Intendanten beider Häuser Bedingungen zu schaffen, mit denen die Wettbewerbsfähigkeit und hohe künstlerische Qualität sowie die überregionale und internationale Strahlkraft beider Häuser langfristig gesichert und ausgebaut werden können."
Klar ist: der Freistaat erhofft sich, durch die Fusion Gelder einsparen zu können. Wiewohl die künstlerische Arbeit getrennt bleiben soll, könnten bisher an beiden Häusern existierende Strukturen wie Werkstätten, Probebühnen oder Teile der Verwaltung vereinigt und damit kostengünstiger betrieben werden. Dass es dabei über kurz oder lang auch um Stellenabbau gehen wird, liegt auf der Hand, auch wenn er "bisher kein Thema gewesen" sei, wie Wilfried Schulz heute betonte.
So sinnvoll und vernünftig die Vereinigung sicherlich in einigen Punkten erscheint: der Freistaat sollte sie nicht ausnutzen, um im Zuge der Umstrukturierung auch die künstlerischen Bereiche durch die Hintertür weiter zu beschneiden, etwa indem eine kleinere Mannschaft von Kostümschneidern nun quasi für die doppelte Anzahl an Produktionen arbeiten müsste. Damit würde der ohnehin an der Verschleißgrenze arbeitenden Belegschaft beider Häuser ein Bärendienst erwiesen, und die Auswirkungen auf die künstlerische Qualität eben doch verheerend. "Mit Augenmaß" ist der Ausdruck der Politiker dafür, wie eine solche Fusion vernünftigerweise betrieben werden soll. Aber: wann wäre das Augenmaß eines Politikers der Sache je im positiven Sinne "angemessen" gewesen?
Die Belegschaften der Sächsischen Staatsoper und des Staatsschauspiels werden der nun offiziell angekündigten Zusammenlegung deshalb sicherlich mit zwiespältigen Gefühlen entgegensehen. Man kann nur hoffen, dass sie nicht gegeneinander ausgespielt werden.