Dass Pat Metheny Live-Auftritte liebt, ist bekannt. Er lebt dafür und braucht die Konzerte, sagt er. Darin fühlt er sich als Musiker bestätigt. Die Sessions im Studio hingegen mögen zwar Spaß machen, sind aber irgendwann ganz rasch vorüber. Das Ergebnis ist eine CD – und die klingt bekanntlich stets gleichermaßen perfekt. Ein Konzert hingegen sei immer eine ganz spezielle Erfahrung, meint der legendäre Musikant in einer Probenpause kurz vor dem Dresdner Doppelkonzert.
Warum er seine Promotion-Tour fürs Album „Unity Band“ mit dem gleichnamigen Quartett ausgerechnet hier startet? Weil er hier ideale Bedingungen vorfinde, eine Location von der genau richtigen Größe und genug Zeit, mit seinen Kollegen Chris Potter (sax), Ben Williams (bs) und Antonio Sanchez (dr) noch einmal ausgiebig zu proben. Dresden als Testlauf für die neue Tournee? So würde man das wohl nur mit einer sehr negativen Sicht auf die Dinge betrachten. Der legendäre Gitarrist selbst sieht das entspannter: Er mag die Stadt, würde hier auch gerne mal durch all die Museen schlendern und das Ambiente genießen. Allein, so eine Tour, zumal der Auftakt dafür sei eine absolut ernsthafte Angelegenheit. Da bleibe keine Zeit für Sightseeing, meint er.
Pat Metheny trägt noch immer seine Löwenmähne. Hier und da ist sie mit grauen Strähnen geadelt. Der Mann ist schließlich seit gut vier Jahrzehnten schon im Geschäft. Mit elf, zwölf Jahren hat er begonnen, ziemlich professionell zu üben und sich der Musik zu widmen. Ihr habe er alles zu verdanken, was er je irgendwo gelernt hat, unterstreicht er wieder und wieder. Jedes Schulfach, ob Mathematik oder sonstige Wissenschaften, ob Sprachen oder Geschichte – jedes Schulfach sei ihm durch die Musik vermittelt worden.
Und schon als 19-Jähriger hat er dann selbst vermittelt – am Berklee College of Music in Boston lehrte Metheny Improvisation. Gelegentlich unterrichtet er auch heute noch ausgewählte Meisterklassen.
Eine Einordnung dieses Musikers fällt immer noch schwer. Er ist ein Meister des Improvisierens, schreibt aber auch geniale Musik, die er haargenau so aufzuführen versteht. Manche Konzerte, so meint er mit Lächeln, bestünden hauptsächlich aus Intuition, aus improvisierter Annäherung an das, was er eigentlich sagen und erreichen wolle. Aber das sei nicht das Problem. Mehr Schwierigkeiten habe er mit all den Begriffen wie Jazz, Fusion und World Music, die ihm und seinem Schaffen angeheftet würden. Dahinter ahnt er pure Marketing-Absichten, denn beispielsweise etwas wie Fusion hat er ja längst schon erfolgreich gespielt, lang bevor dieser Begriff überhaupt auftauchte.
Wenn Pat Metheny am Sonntag Unity Band als Gruppe und Album vorstellen wird, dann sollte kein Platz im Alten Schlachthof freibleiben. Die hohe Spielkunst und das nach wie vor ausgeprägte Improvisationsvermögen geben ihm sicherlich Recht.
Termin: Pat Metheny, Unity Band – Sonntag, 24. Juni, 17.30 Uhr und 20.30 Uhr, Alter Schlachthof, Dresden
www.alter-schlachthof.de