Uraufführung in der Semperoper: Ein eigens für diese Stadt, für diese Oper und für diese Darsteller geschaffenes Stück wird am Sonntag zum ersten und vorletzten Mal im bereits ausverkauften Saal gezeigt. Am Freitag standen die Verantwortlichen und kreativen Leiter schon einmal Rede und Antwort – und anschließend die Darsteller selbst.
Initiator der Produktion ist die Roland-Berger-Stiftung. Sie hat 2008 ein sechs bis sieben Millionen schweres Stipendium ins Leben gerufen, das 150 Kinder und Jugendliche fördert. Kindern, die aus sozial benachteiligten Verhältnissen kommen, aber begabt und lernbereit sind, werde so die Möglichkeit zum Abitur gegeben. Je 50 Stipendiaten aus Hessen, Thüringen und Sachsen können in das Programm aufgenommen werden und erhalten einen speziellen Förderplan, einen persönlichen Mentor und andere Unterstützungen. Insgesamt soll die Entwicklung der Persönlichkeit im Vordergrund stehen. Auch dem Hauptsponsor, der Deutschen Bank, ist das „soziale Kapital“ sehr wichtig und auch die Chancengleichheit auf der ganzen Welt, betonte Michael Münch. Fünfzehn Mitarbeiter der Deutschen Bank sind ehrenamtliche Mentoren der Stipendiaten.
Die kreativen Leiter dieses Projekts, Nora Schmid, Johannes Wulff-Woesten, Therese Schmidt und Manfred Weiß, lieferten Einblicke in den neuen Wind, der mit den Stipendiaten seit einer Woche in die Oper eingezogen ist. Von Erschöpfung, Intensität, Natürlichkeit und Freude war die Rede – und von der ungeheuren Kraft der Kinder. Das sei schon eine ziemliche Herausforderung gewesen, so Regisseurin Schmidt: die Aufgabe, mit 150 völlig ungelernten Darstellern ein neues Stück zu bearbeiten. Besonders wichtig, sagte Dramaturgin Nora Schmid, sei dieses Projekt der Intendantin Frau Dr. Hessler.
Das Stück „Der Karneval der Tiere“ wurde geschrieben von Manfred Weiß, komponiert von Johannes Wulff-Woesten und musste erst, weil es sich an der Kästnerschen Vorlage orientiert, von dessen Erben genehmigt werden. Die Professionalität und Disziplin der jungen Darsteller wurde gelobt und die vorausgegangene, gelungene Generalprobe hatte alle Beteiligten höchst zufrieden gestimmt: Ungewöhnliche Inspizientendurchsagen wie „Hessische Giraffen auf die Bühne!“ sorgten dabei für einigen Trubel.
Die zweite und letzte Aufführung wird am Montagabend stattfinden. Leider ist aufgrund organisatorischer Schwierigkeiten und damit verbundener finanzieller Aufwände keine weitere Vorstellung möglich.
Und die Hauptdarsteller selbst? Sie wirkten entspannt und waren nicht die einzigen, die bereits um das absehbare Ende der aufregenden Theaterzeit trauerten. Selbstbewusstsein hätte es ihnen gebracht, sogar Identifikation mit den tierischen Rollen und jede Menge Spaß. Im Orchestergraben werden am kommenden Sonntag die Schüler aus dem Jungen Sinfonieorchester Dresden sitzen. Lars Lotter, der den Löwen Leopold spielen wird, freut sich schon sehr: „Ich glaube, wir werden die Semperoper rocken!“.