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Hellerau hüpft

"Was, nur fünfzehn Minuten?" Ja, dann wollen nämlich schon die nächsten hüpfen. Also entledigt sich der Hellerau-Besucher seiner Schuhe und aller sonstigen Hinderlichkeiten, gibt seine Eintrittskarte dem gestrengen Einlassdiener – und wähnt sich mit Eintritt in das riesige weiße "Bouncy Castle", das William Forsythe im Tessenow-Saal hat aufstellen lassen, alsbald der Schwerkraft enthoben. 

Die Zuschauer sind bei dieser Produktion, die noch bis Sonntag in Hellerau Station macht, gleichzeitig die Akteure, und die Altersgrenzen sind weit gefasst. Die untere Altersgrenze ab vier Jahren ist sinnvoll; auf noch kleinere Hüpfer wirkt allein die mächtige Klangkulisse, die sich den Aktionen der Springer anpasst, einschüchternd bis bedrohlich. Weite, gestreckte Sprünge, Salti, Hopser? Alles ist erlaubt, und das sich-selbst-Ausprobieren so anstrengend, dass man sich spätestens nach fünf Minuten wünscht, man hätte doch in den letzten Monaten hin und wieder das Fahrrad statt des Autos genommen. Nach fünfzehn Minuten sind die, die Forsythes Eleven ernsthaft nacheifern, in Schweiß gebadet.

Knapp zweitausend Besucher haben sich letzte Woche dem Vergnügen hingegeben; letzten Sonntag war jedes einzelne Zeitfenster ausverkauft, wie Katja Solbrig, die Leiterin der Hellerauer Presseabteilung, berichtet. Sollte der Andrang nicht nachlassen, ist daran gedacht, zusätzliche Hüpfstunden zu erlauben. Und der Sinn? Die Philosophie hinter der "völligen körperlichen Destabilisierung"? Egal, erst mal weiterhüpfen. Wann hat man schon die Chance, Teil einer der berühmtesten Tanzkompagnien der Welt zu sein.


DANA CASPERSEN / WILLIAM FORSYTHE / JOEL RYAN
WHITE BOUNCY CASTLE
30. August bis 9. September 2012
Eintritt: 3 / erm. 1,50 € für 15 min. Hüpfen