Plauen ist die Spitzenstadt. Zwickau ist die Flitzerstadt. „Plauener Spitze“ ist ein weltweiter Begriff, die Anfänge weisen bis ins 16. Jahrhundert. So richtig ging´s los im 19. Jahrhundert mit der industriellen Häkelei. Plauen im Vogtland wuchs zu einer der größten Städte Sachsens, wurde im zweiten Weltkrieg zu 75% zerstört, die Spitzenproduktion kam zum Erliegen, aber bald wurde wieder gehäkelt: jetzt auf Weltniveau! Wer die filigranen, textilen Kunstwerke liebt, hat ein Spitzendeckchen aus Plauen.
Zwickau und der Trabant. Auch eine Erfolgsgeschichte, überhaupt Zwickau und die Automobile. „P 70“, „P 50“ und dann eben das Automobil der DDR, der Trabant, es soll ja auch mal den Plan gegeben haben, den Zwickauer Flitzer aus Pappe „Zwickel“ zu nennen. Die Stadt ist noch immer das Mekka der weltweiten Trabi-Fans.
In Zwickau wurde 1810 Robert Schumann geboren, das Geburtshaus ist ein Museum, empfehlenswert. Die Robert-Schumann-Philharmonie hingegen ist in Chemnitz zu Hause.
Für Konzerte und Musiktheater in Plauen und Zwickau ist das Philharmonische Orchester Plauen-Zwickau zuständig. Theater, Konzerte Oper, Tanz und Ballett haben in beiden Städten lange Traditionen. In Plauen gibt es ein Stadttheater seit 1898. Mit Webers „Der Freischütz“ wurde die Plauener Opernbühne ein Jahr später eröffnet. Die Plauener liebten ihr schmuckes Theater mit Plüsch und Stuck. In die Naziideologie passte das nicht, sie wollten ein neues Haus, eine Propagandabühne. Für den Neubau fehlte das Geld, um den Stuck herauszuschlagen reichte es, am 10. April 1945, wurde das Theater weitgehend zerstört. Theater muss sein, so der sowjetische Stadtkommandant, schon am 15. Oktober ging der Vorhang wieder hoch.
Plauen wurde das Musical-Theater der DDR. Höhepunkt war die Erstaufführung von Jerome Kerns Klassiker des Genres „Show-Boat“. Seit 1981 erfreuen sich die Plauener und ihre Gäste wieder an der historischen Ausstattung ihres Theaters mit rotem Plüsch, Stuck und etwas Gold. Zum 100. Geburtstag, 1998, wurde auch die Technik umfassend erneuert. Inzwischen hieß es Vogtland Theater Plauen, die Finanzen wurden knapper, Rettung konnte nur die Fusion mit einem anderen Haus bringen. Ein „gesamtdeutscher“ Versuch, mit dem Theater in Hof scheiterte, zu groß waren die Berührungsängste. Seit 2000 gehören die Theater Plauen und Zwickau zusammen.
In Zwickau wird Theater in einem der ältesten Gebäude gespielt. Vom Gewandhaus, erbaut 1522 bis 1525, ist die historische Fassade erhalten. Es gab viele Versuche hier Theater zu spielen, so richtig glücklich war man weder mit dem Provisorium „Theater auf dem Gewandhaus“, von 1823, dem „richtigen“ Theater, das dann eingebaut und 1855 mit Boieldieus Oper „Die weißen Dame“ eröffnet wurde, nicht. Immer wieder Veränderungen, Umgestaltungen. Das Gebäude überstand den Krieg. 1997 wurde das bislang letztmals umgebaute Theater eröffnet. Wie damals es damals Mode war, ein schwarzer Kasten mit guten Sichtverhältnissen auf allen 400 Plätzen, die Akustik könnte besser sein. Zur bislang letzten Wiedereröffnung des schwarzen Theaters gab es die Oper „Der Idiot“ von Karl Ottomar Treibmann.
Vor ein paar Jahren gab es hier einen vielbeachteten Erfolg mit einer Inszenierung der selten gespielten Oper „Genovefa“ von Robert Schumann. Mit Übernahme des Balletts durch den Choreografen Torsten Händler und Ballettmeister Thomas Hartmann machten die Theater mit Tanzproduktionen auch überregional auf sich aufmerksam. Händler war erster Solist im Ballett der Berliner Staatsoper, Hartmann viele Jahre in gleicher Position am Ballett der Staatsoper Dresden.
In dieser Saison geht es auch in Plauen und Zwickau nicht ohne Wagner. Intendant Roland May, war auch mal als ganz junger Schauspieler in Dresden zu erleben, inszeniert mir GMD Lutz de Veer am Pult die Romantische Oper „Tannhäuser“. „Tristan/Isolde“ heißt die erste Choreografie der Saison von Torsten Händler, unklar ob es Musik von Wagner dazu gibt, denn als Komponist, Meister der Collage und als Livemusiker mit verschiedenen Facetten der Percussion ist Steffan Claußner mit der 14köpfigen Kompanie zu erleben. Eine weitere Uraufführung des Balletts heißt „Der Traum der Mücke“, angekündigt ist ein Abend mit komödiantischen Mitteln, angeregt durch den Film „Brazil“, in dem es um die Anarchie der Träume geht.
Die Fans der Klassik im Ballett kommen nicht zu kurz. Tschaikowskis „Der Nussknacker“ und Rimsky-Korsakows „Scheherazade“ stehen als Neuproduktionen aus dem Plan. Und weil hier eben nur 14 Tänzerinnen und Tänzerinnen zur Verfügung stehen kann man gerne davon ausgehen, dass Händler und Hartmann wieder so fantasievolle wie zeitgemäße Versionen kreieren werden. In bester Erinnerung Prokofjews „Cinderella“ als moderner Klassiker.
Im Musiktheater versucht das Theater Plauen-Zwickau immer wieder den ästhetischen Raum auszuweiten. Ganz sicher wird der junge Regisseur Søren Schumacher eine interessante Sicht auf Mozarts „Cosi fan tutte“ werfen, von Zwickau geht es für ihn dann auch gleich an die Deutsche Oper in Berlin, wo er den Dauerbrenner „Carmen“ inszenieren wird. Es gehört schon Mut dazu, die Operettenproduktion der Saison, „Die Csárdasfürstin“ von Emmerich Kálmán, nicht einem alten Hasen der Branche anzuvertrauen, sondern dem 1977 in Bielefeld geborenen Regisseur Tim Heilmann.
Das Zwickauer Sommerevent findet am Schwanenteich statt. Romantik pur, unter freiem Himmel, Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“. Ein anderer, etwas späterer Erfolg der Romantik, das Ballett „Schwanensee“ spielt ja eigentlich an einem Teich in der Nähe von Zwickau. Ein seltener Ort für die Konzerte ist das Zwickauer Ball- und Konzerthaus „Neue Welt“ von 1903, üppigster Jugendstil, einzig in Sachsen. Und Plauen? Natürlich, nicht Theater, nicht Oper, da war doch auch noch was. Ja klar, e.o. plauen. Sie erinnern sich? Die liebevollen Cartoons mit den zeitlosen, zumeist wortlosen Dialogen zwischen Vater und Sohn aus einer Zeit, als den Begriff hierzulande noch gar nicht gab. „Nick Knatterton“ oder „Armer Hansi“, auch als früher Zeichentrickfilm, oder die Illustrationen zu Erich Kästners Erfolgen „Herz auf Taille“, Ein Mann gibt Auskunft“ oder „Gesang zwischen den Stühlen“.
e. o. plauen, eigentlich Erich Ohser (Erich Ohser aus Plauen), saß in der Nazizeit als Parteiloser auch bald zwischen allen Stühlen. Um weiter veröffentlichen zu können, etwa in der auflagenstarken „Berliner Illustrierten“ gab er sich das Pseudonym. Dass er kein Freund der Nazis war hat er wohl zu offen geäußert, Ohser und sein Freund werden denunziert, sie sollen vor den Volksgerichtshof kommen. e.o.plauen nimmt sich im Alter von 41 Jahren das Leben und in einem Abschiedsbrief, um seinen Freund Erich Knauf zu entlasten, alle Schuld auf sich. Freisler verurteilt Knauf zum Tode, am 2. Mai 1944 wird er hingerichtet. Die Spitzenstadt ehrt e. o. plauen seit 20 Jahren mit Ausstellungen seiner Werke in einer nach dem Künstler benannten Städtischen Galerie.