Wenn Joscho Stephan und Helmut Eisel einstimmig spielen, ist es, als klänge nur ein Instrument. Wenn nicht, scheinen sie beinah miteinander konkurrieren zu wollen. Das Konzert „Gypsy meets Klezmer“ ließ das Publikum vom ersten bis zum letzten Takt schwärmen. Und bestimmt auch darüber hinaus.
Sorglos und flott, wie ein Kinderlied (doch bald viel anspruchsvoller als eines) begann das Konzert des Joscho-Stephan-Trios zusammen mit Helmut Eisel. Dieser spielte seine Klarinette lässig-verrucht, manch Saxophonist wäre neidisch geworden, und widmete sich vom ersten Ton an selbstvergessen den improvisierten Soli. Voller rauchiger, gezielt unsauberer Töne zeichnete er eine zackige Melodielinie nach der anderen über den profund flott gezupften von Saiten geflochtenen Klangteppich des Trios. Nahtlos abgelöst wurde er sogleich von Sologitarrist Joscho Stephan, der sein erstes Solo mit einem kleinen Hauch von Country begann, diesen aber bald gegen übermütig eilige, chromatische Läufe eintauschte.
Das Joscho-Stephan-Trio besteht aus dem Namensgeber und Sologitarrist, sowie dessen Vater Günter Stephan, der an der Rhythmusgitarre eine taktvolle, gewissenhaft – entspannte Untermalung schuf. Am Kontrabass schließlich begleitete Volker Kamp die beiden und gab auch zwei unaufgeregte, fast verhaltene Soli zum Besten.
Als Quartett erreichten die Musiker einen erstaunlich vollen Klang, das honorierten die Zuhörer oft mit Zwischenapplaus und johlender Zustimmung bereits ab dem ersten Titel.
Das besondere Schmankerl waren die duettartigen Soli, in denen Helmut Eisel und Joscho Stephan einander fast konkurrierend imitierten, sich die Melodien zuwarfen und ganz der Improvisation verschrieben. Stephans Finger flogen nur so über die Bünde und Eisels Klarinette klang wie ein kreischendes Lachen. Wenn sie jedoch einstimmig Melodien spielten, war es, als klänge nur ein Korpus, als spiele nur ein Musiker, so betörend synchron.
Die beiden Solisten waren ebenfalls die Komponisten einiger Titel des Programms „Gypsy meets Klezmer“, außerdem enthalten waren Werke von Django Reinhardt, Ernest Seitz und Traditionals.
Und eben das Stück „Minor Swing“, ursprünglich von Django Reinhardt, aufgenommen in den Soundtrack des Spielfilms „Chocolat“, unter anderen besetzt mit Johnny Depp, der dort auch mal eine Gitarre in die Hand bekommt. So wird die Frage „Könnt ihr auch das Stück von Johnny Depp?“ mittlerweile nur noch belächelt, die Aufklärungsarbeit zu Ehren Reinhardts habe er mittlerweile eingestellt, erklärte Joscho Stephan. Viele Fragende wären einfach zu niedergeschlagen gewesen.
Zwischen den Stücken erzählten Eisel und Stephan kleine Anekdoten, für die sie herzliche Lacher ernteten. Die Stimmung im Saal war ausgelassen und fröhlich, einige Köpfe wippten im Takt der flotten Saitenrhythmen mit.
Das ausverkaufte Konzert endete mit einer zweiten, ruhigen Zugabe, die ein Gefühl von sommerlich-sonntäglicher Gemütlichkeit hervorrief und mit einem gemeinsamen Arpeggio harmonisch abschloss.
Nach Konzertende tobte und stampfte die Zuhörerschaft, rief „Bravo“ und kreischte, ließ an seiner Anerkennung, besonders für die beiden virtuosen Solisten, keinen Zweifel.