Am Aschermittwoch wird die Braut verkauft. Also nichts wie hin. Es ist kalt in Bratislava, Schneesturm. Da leuchtet wie ein sicherer Zufluchtsort das neue Theatergebäude mit Schauspielbühne, Oper, Ballett und Werkraumtheater an der Donau. Im Schauspiel gibt es Tschechow, das Publikum strömt, der Saal mit seinen 800 Plätzen ist voll, gespielt wird „Die Möwe“. Der große Saal für Oper und Ballett hat noch 300 Plätze mehr, aber die sind nicht alle besetzt. Schade.
Smetanas folkloredurchzogener Reißer liegt den Musikern vom Orchester des Slovakischen Nationaltheaters und Dirigent Martin Leginus weiß das auszukosten. Den Genuss hat das Publikum. Mit der glänzend und furios hingelegten Ouvertüre wird ein klingendes Versprechen gegeben, Einlösung folgt. Premiere der Inszenierung von Pavel Mikulástík war 2009, und das war die 13. Produktion der Oper in Bratislava seit der hiesigen Erstaufführung 1920. Unter den Dirigenten der Vergangenheit dreimal Oskar Nedbal, 1923, 1924 und 1930.
Mikulástík verlegt in seiner choreografisch gundierten Inszenierung das Stück vom böhmischen Land um 1865 ins derbe Dorfleben der frühen 60ger Jahre des letzten Jahrhunderts. Da soll es ja zumindest noch Heiratsmärkte gegeben haben. Das ist gut anzusehen: die jungen Frauen tragen Petticoats unter den bunten Röcken und der Tenor L´udovit Ludha als Herzensbrecher Jénik ist ein Softrocker auf dem aus heutiger Sicht zahmen Feuerstuhl. Aber damals war´s der Flitzer. Und damals, ganz klar, gab es sie auch schon, die beherzten Frauen, die wissen was sie wollen und die auch wissen, wie sie das, was sie wollen, erreichen. Eine Braut wie die Sopranistin Eva Hornyáková als Marenka lässt sich nicht verkaufen und kaufen schon gar nicht. Zudem singen beide ihre höhenintensiven Partien allein, im Duett oder in den raffiniert gesetzten großen Ensembleszenen, höchst erfreulich.
Das volkstümliche Stück lebt von den prall gezeichneten Typen, dabei ist die Darstellung des stotternden Micha immer eine besondere Herausforderung. Aber Mikulás Dobos gibt den sympathischen Verlierertypen mit einem Augenzwinkern und steht am Ende auf der Seite der Gewinner. Nun ja, so brenzlig, dass die muntere Tänzergruppe als Statisten immer wieder mit Gasmasken und Feuerwehrschläuchen hantieren müssten, wird es aber eigentlich doch nicht. Ansonsten wird viel getrunken auf dem Lande. Da läuft auch viel durch. Da spielen die Häuschen mit den Herzen in den Türen eine besondere Rolle, besonders wenn es aufgekratzten Teeniegirls gelingt, einen Blick dadurch auf das zu werfen, was sie erwartet. Am Ende bekommen alle, was sie verdienen: viel Beifall!