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Wagner in Graupa: „Nie sollst du mich befragen …“

Mit wie viel Stolz wurde Anfang Januar das frisch renovierte Jagdschloss in Graupa eröffnet! Direkt neben dem sogenannten Lohengrin-Haus – dem ersten Wagner-Museum der Welt! – sollte es fortan das Gedenken an Richard Wagner wach halten. Ein überaus würdiger Auftakt ins 200. Geburtsjahr des Dichter-Komponisten. Christian Thielemann als aktueller Amtsnachfolger des einstigen Hofkapellmeisters hatte die Schirmherrschaft über die Einrichtung übernommen.
Nun rückt das Jubiläum in greifbare Nähe, der unermüdliche Fleiß, der mit einer solchen Museumseröffnung im Vorfeld verbunden ist, sollte erste Früchte tragen, da wird die Chefin des neuen Hauses vor die Tür gesetzt. Sabine Saft war stets darauf bedacht, eher im Hintergrund zu wirken, hielt dort aber die zahllosen Fäden zusammen, die für Renovierung, Ausstellungskonzeption und -aufbau sowie für die Eröffnungsfeierlichkeiten, Besucherverkehr und Veranstaltungsorganisation vonnöten waren. Der Grund für das Debakel so kurz vorm Wagner-Geburtstag soll finanzieller Natur sein: Die KTP sei einer Fehlkalkulation aufgesessen, heißt es. Man habe dort mit gut 150.000 Euro Fördergeldern aus dem Kulturraum gerechnet. Überwiesen wird aber nur knapp ein Drittel dieser Summe. Ein heftiges Defizit im Kulturleben der „Stadt zur Sächsischen Schweiz“, wie sich Pirna so gerne nennt.
Klingt wie das berühmte „Buch zum Film“, dürfte in diesem Fall aber die bittere Rechnung zur guten Arbeit sein. Vielfache Personalwechsel mögen als Ursache für die Fehlkalkulation gelten, der jetzige KTP-Chef René Schmidt trat sein Amt erst zu Jahresbeginn an und muss nun mit den falsch konzipierten Finanzplänen leben und umgehen. Seine erste Reaktion: Die Wagner-Stätten haben ab sofort keine Museumsleiterin mehr, der Geschäftsführer (dem in seinem Amtsbereich eineinhalb Dutzend Einrichtungen obliegen) übernimmt die Verantwortung dafür nun selbst. Seine Professionalität in Sachen Kulturmanagement sowie ein profundes Wissen in Sachen Wagner hat Schmidt wiederholt unter Beweis gestellt. Wie er mit drastisch reduziertem Personal den erhofften Ansturm auf die unmittelbar vor den Toren Dresdens gelegenen Gedenkstätten bewerkstelligen will, bleibt abzuwarten.
„Nie sollst du mich befragen …“, dichtete Wagner seinem Lohengrin in die Musik. Wenn nun bald die Wagner-Pilger aus aller Welt nach Graupa strömen, sollten sie – zu Recht – kundiges Personal erwarten dürfen. Sabine Saft wird sicherlich vermisst werden.

www.wagnerstaetten.de