Masaa. Vier Jungs, sehnsuchtsvoll, exotisch, experimentell. Gesangslinien die man hierzulande nicht kennt. Eine Sprache, die unter die Haut geht – auch wenn die wenigsten Deutschen arabisch sprechen, werden sie in der Musik von Masaa viele zum Nachdenken anregende Geschichten heraushören, denn die ausdrucksstarke Stimme von Rabih Lahoud schlägt allein im Spiel mit vokalen Facetten eine musikalische Brücke nach Arabien.
Die nicht zu verkennenden Jazzeinflüsse machen das Repertoire noch spannender: mal rieselt das Klavierspiel von Clemens Pötsch, mal brilliert das Lied durch markante Trompetenläufe von Marcus Rust, und auch Demian Kappenstein an den Percussions webt sich harmonisch und geschmackvoll in die beeindruckende, exotisch klingende Musik. Ausdrucksstarke Titel wie Freedom Dance, bei dem man den Drang nach einem Freiwerden bis in den letzten Ton spürt, machen Lust darauf, die arabische Kultur genauer kennenzulernen.
Dabei verkörpert die Poesie von Rabih Lahoud aber nicht einmal die typische arabische Poesie – er bricht mit dem konservativem Usus, bei dem die Gesellschaft angehalten wird, die Sprache als etwas heiliges unverändert zu lassen oder gar die vorgeschriebenen Regeln der jungen Generation in alter Tradition weiterzugeben.
Rabih Lahoud, der mit 20 Jahren nach Deutschland kam, hatte genau mit dieser konservativen Lebenshaltung ein Problem. „Ich hatte es satt, daß man nichts verändern darf. Für mich ist Poesie aber etwas organisches, und so möchte ich Texte schreiben und auf der Bühne improvisieren dürfen, egal ob ich mir neues ausdenke, Kombinationen von bereits vorhandenen Phrasen finde, oder gar nur drei einzelne Worte aneinanderreihe, ich möchte das Leben beschreiben.“ erklärt der leidenschaftliche Sänger. „Und das Leben wächst mit dir, alles verändert sich, und so sollte sich auch die Sprache verändern.“
Die aktuelle CD „Masaa – Freedom Dance“ übrigens verkörpert genau diese Haltung des Veränderns und Anpassens. Man möchte glauben, die Musiker kennen sich bereits seit Jahren. Nein, zweimal haben sie sich getroffen, und mit Unterstützung von Till Brönner eine mehrtägige Studiosession mit Proben und Aufnahmen im Studio der Musikhochschule Dresden organisiert. „Es hat sofort gefunkt, wir haben uns alle sogleich mit der Materie wohlgefühlt, und für uns war es ein unheimlich inspirierendes und erfüllendes Erlebnis. Wir sind super zufrieden mit der Musik, die wir innerhalb von zwei Tagen nach nur zwei Treffen eingespielt haben.“ erinnert sich Rabih Lahoud.
So auch waren die Juroren des Bremer Jazzpreises sofort angetan, als die Band über eine Querverbindung durch ihr Konzert auf dem Nachwuchsfestival in Leipzig nach erfolgreicher Nominierung schlussendlich sogar eine Förderung sowie den ersten Platz beim Bremer Jazzpreis gemacht hat. „Diese Erfolge, diese Bestätigungen, die machen uns sehr glücklich.“ ergänzt Rabih Lahoud in bescheidenem Ton. „Einfach Wahnsinn.“