Es lebe die Kunst, sie wird niemals sterben. Auf den Tag genau 250 Jahre, nachdem in Dresden und Leipzig unabhängige Kunstakademien gegründet worden sind, wurde in beiden Städten kräftig gefeiert. Man stieß auf die Gemeinsamkeiten an und hob stolz die Unterschiede hervor. Weder an der Hochschule für Bildende Künste Dresden noch an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig wurde vergessen, auf eine Auswahl der großen Namen zu verweisen, die im Laufe der zweieinhalb Jahrhunderte aus diesen Institutionen hervorgegangen sind. Eine künstlerische Ausbeute, die in summa tatsächlich die Frucht von 500 Jahren darstellt. Zwei Schwestern, zwar am selben Tag geboren, die doch keine Zwillinge sind. Von Anbeginn an – und heute mehr denn je – konnten sie sehr unterschiedliche Profile entwickeln.
Dieser Doppelgeburtstag war Grund genug für eine Tageszeitung, eine komplette Ausgabe von Künstlern und Studierenden gestalten zu lassen. Welch honorige Geste! Da wird die Kunst wirklich mal ernst genommen und der Allgemeinheit auch so präsentiert. Sachsen, so könnte man von außen analysieren, hat es eben besser. Da blüht die Kunst und wird gefördert! Die Politikerreden beim Festakt schienen das zu bestätigen. Dennoch gab es Proteste! Proteste, wieso? Weil im selben Freistaat auch mit dem Rotstift regiert wird und an der Universität Leipzig die Institute für Klassische Archäologie und Theaterwissenschaft aufs Abstellgleis geschoben werden sollen. Abwicklung nennt man das.
Aber welcher Politfunktionär lässt sich schon gern die Feierlaune verderben? Für die Archäologie, bitteschön, gibt es doch hinreichend Museen, gerade in Sachsen! Und das Aus für die Theaterwissenschaft ist doch nur konsequent – denkt man über die sächsischen Grenzen auch mal hinaus – in einem Land, das Theater kaputtspart, zwangsfusioniert und solange ausbluten lässt, bis es ein Leichtes ist, die ganz zu schließen. Wer sollte in einem Staat ohne Theater künftig noch Theaterwissenschaftler brauchen? Zumal doch mehr als genug Theater in den Parlamenten gemacht wird (falls die Politiker – und das ist auch gut so – nicht gerade im Wintersport sind).
Herzlich, bis nächsten Freitag –
Michael Ernst