Was Händels Oratorium „Samson“ mit aktueller Politik zu tun hat
„Menschen töten und berufen sich dabei auf ihre Religion. Kriege im Namen des Glaubens – vor dem Hintergrund der Auseinandersetzungen im Nahen Osten sind diese täglich im Blick der Fernsehnachrichten und Zeitungen. Die Problematik jedoch ist nicht neu: auch in der Mitte des 18. Jahrhunderts war sie Thema, wie das Oratorium „Samson“ von Georg Friedrich Händel belegt. Aktueller könnte die eher selten zu hörende Komposition deshalb kaum sein. Samson, eine Figur aus dem Alten Testament, ist ein Held der Israeliten, der sein Volk gegen die Philister schützt. Lange Haare sind Zeichen seiner unbezwingbaren Stärke, die der Gott Jehova ihm, dem Auserwählten, mitgegeben hat. Die Philister verurteilen den Glauben der Israeliten an den Gott Jehova. Die wiederum lehnen die Verehrung der Philister-Gottheit Dagon ab. So stehen sich zwei religiöse Einstellungen gegenüber, die nicht vereinbar scheinen, aber auch nicht nebeneinander existieren können oder wollen. Samson gerät als Geisel in die Hände der Philister, die ihm die Haare scheren und das Augenlicht nehmen, um ihn so physisch und psychisch zu brechen. Als Held der Israeliten wird seine Gefangennahme auch zur einer Geduldsprobe für sein Volk. Doch Samsons Kraft wächst wieder, er wird erneut zum Helden. Als „Selbstmordattentäter“ bringt er schließlich einen Philistertempel zum Einsturz. Die Israeliten haben ihre Freiheit wieder. Die Schuldfrage bleibt offen. Genau so wie die Frage, ob es gerechtfertigt sein kann, im Namen einer Überzeugung Menschen zu töten.“ – soweit die Dirigentin Elena Beer über die Aktualität des Oratoriums „Samson“ von Georg Friedrich Händel, das sie am Wochenende mit Dresdner Musikern zur Aufführung bringen wird. Das extra zusammengestellte Orchester und der Kammerchor bestehen aus Studenten der Hochschule für Musik Dresden sowie des Spezialgymnasiums für Musik Dresden. Als Solisten zu hören sind Semeli Balko (Sopran), Patricia Hoffman (Sopran), Jessica Graeber (Alt), Kerstin Döring (Alt), Tobias Link (Tenor), Alexander Bischoff (Tenor), Philipp Schreyer (Bass) und Timo Hannig (Bass). Die künstlerische Gesamtleitung liegt bei Elena Beer, die in Dresden ihr Chorleitungsstudium bei Hans-Christoph Rademann abgeschlossen und es sich zur Aufgabe gemacht hat, in immer wieder neu zusammengestellten Projekt-Ensembles Nischenwerke erklingen zu lassen.
Sonnabend, 11.4.2015 um 19 Uhr in der Weinbergskirche in Dresden-Trachenberge
Sonntag, 12.4.2015 um 17 Uhr in der St. Martinskirche in Weinböhla
Der Eintritt zu beiden Konzerten ist frei, eine Kollekte wird erbeten.
Bild „Dresden Weinbergskirche“ von X-Weinzar – Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons