Annika Frerichs hat eine eigene Art des Musizierens und Singens. Sie flüstert in ihrer Muttersprache und verkörpert ihre Geschichten in jugendlich aufbereiteter Liedermacherei. Ihre Musik zeichnet sich vor allem durch chansonhafte, feingliedrige Instrumentation aus, der zarte Gesang ist mal schwungvoll, mal fragil, und überraschend unkonventionell. Selbst tanzende Schneeflocken bekommen in ihrem Repertoire ihre eigene Hymne. Sie singt und phrasiert, als würde sie gerade eine Geschichte erzählen. Fast wie melodisches Sprechen, immer auf die Inhalte fokussiert: die Wahl-Würzburgerin präsentiert ohne viel Pathos Gedanken, die ihre Weltsicht darstellen.
Am Samstag hatte sie eine ziemliche Reise hinter sich. Morgens nach erfolgreichem Konzert aus Berlin auf nach Halle, um dort in einer Radiosendung bei MDR Figaro ihre Texte und Musik vorzustellen. Am Abend spielte die 28-jährige dann im Dresdner Piano-Salon. Ihr Bassist Oliver Dannhauser bewies durch abwechselnden Einsatz von Bogen und Zupftechniken eine Vielfalt an Klängen. Und das erstaunlich leise und packende Spiel des Schlagzeugers Daniel Feldmeier war ein wichtiger Beitrag für das Gelingen des musikalischen Abends.
Im Fokus standen am Samstag Abend die kleinen und großen Dinge, die unser Leben ausmachen: die verflossene Liebe, Freunde, die da sind, und solche, die da waren. Annika Frerichs „Gedankenkaroussel“ kam am Samstag besonders gut an. Doch auch die anderen neuen Stücke wurden mit Beifall begrüßt. Mal gings um die Heimat, die Sehnsüchte, mal das Verlangen, das Leben nicht allein zu verbringen. Ihre Wortwahl und der Gedankenfluss wirken, als würden sie aus einer kindlichen Seele heraussprudeln. Erst paart sie bewusst Gegensätze, dann umschreibt sie ergreifende Emotionen auf ihre eigene Art, später überrascht sie mit Gedankensprüngen in eine andere Atmosphäre. Und genau diese Mischung kam beim Dresdner Publikum sehr gut an. Annika Frerichs hatte ihre Zuhörer von Anfang an auf ihrer Seite – irgendwie fand sich jeder mal in ihren Texten wieder.
Zwischen 2007 und 2013 hat Annika Frerichs in Würzburg Musikpädagogik studiert und wurde von Größen wie Konstantin Wecker und Heinz Ratz ans Komponieren und an die Liedermacherei geführt. Seitdem sie 2013, vornehmlich mit Liedern aus ihrem ersten Album „Zwischendrin“, den Deutschen Chanson Nachwuchspreis gewonnen hat, ist bei ihr viel passiert. Aktuell plant sie mit ihrer Band ein neues Album. Dieses will die 28-jährige jetzt über Crowdfunding finanzieren lassen. „Mein letztes Album war ja sehr ruhig, sehr nachdenklich, melancholisch, sehr einfach produziert.“ erklärt sie uns. „Es war für mich einfach mal wichtig, die Lieder aufzunehmen und festzuhalten, um weitergehen zu können.“ Sie will auch ein wenig ihren Stil verändern: „Das nächste Album wird ein bisschen poppiger und rhythmischer.“ verspricht Annika Frerichs, die sich ihre Melancholie zwar beibehalten möchte, aber eindeutige Visionen für ihre neue Platte hat. „Die Musik auf der nächsten Veröffentlichung soll packender werden, und zum Mitsingen einladen.“ erklärt die Würzburgerin. Ihr Crowdfundingprojekt sowie ihre neuen Songs stellt Annika Frerichs mit ihrer Band auf ihrer aktuellen Tour „gemeinsam unterwegs“ vor.
Der nächste Termin für die Dresdner Region steht auch schon fest: Annika wird am 21. November im Kulturcafé M in Dohna zum 1. Singer-Songwriter-Festival anlässlich des 5-jährigen Jubiläums der Dohnaer Kulturinitiative gastieren und sich die Bühne mit internationalen Gästen teilen.
Marion N. Fiedler und Falco Fink