Klonen könne sie sich nicht, sagte Eva-Maria Stange bei einem ihrer jüngsten Auftritte im Wahlkampf um das oberste Dresdner Bürgeramt. Sie reagierte damit auf eine besorgte Nachfrage, wer denn im Fall ihres Wahlsiegs künftig im Freistaat für Wissenschaft und Kunst zuständig sein soll. Die Noch-Ministerin meinte, die Nachfolge würde sie ganz sicher in gute Hände legen. Vor allem aber sagte sie zu, sich für die Kunst- und Kulturstadt Dresden einsetzen zu wollen, um die angestammten Institutionen von Semperoper und Philharmonie bis hin zu den Staatlichen Kunstsammlungen mit der Basis der Breitenkultur zusammenzubringen. Bemerkenswert und von einem für Berufspolitiker erstaunlichen Realitätssinn geprägt ist Stanges Versprechen, in sämtlichen Sachfragen zuerst einmal mit allen Beteiligten die Inhalte abzusprechen und Lösungskonzepte erst nach gründlicher Prüfung zu entwickeln. Die Frau führt noch glatt das ganze verkorkste System der Lobbyisten und Parteipolitiker ad absurdum! Da trifft es sich gut, dass sie als Kandidatin gleich mehrere politische Bündnisse hinter sich weiß. Und obendrein die völlig abgefahrene Zensur der Straßenmusikanten auf den Prüfstand stellen will.
Wer allerdings darauf spekuliert hatte, dass sie sich ihren möglichen Abgang aus der Landespolitik noch wahlwerbewirksam mit einer Neubesetzung des Intendantenpostens an der Sächsischen Staatsoper aufhübschen würde, geht leer aus.
Mit derlei kulturellen Höhenflügen haben die Mitbewerber von Eva-Maria Stange ohnehin nichts an ihren Hüten haben können. Auch nicht der momentane Amtsverweser der bisherigen Oberbürgerin, die ihren Dienst an der Stadt krankheitsbedingt schon im Februar quittierten musste. Immerhin pflegt der Netzwerker Dirk Hilbert längst vertrauliche Künstlerkontakte nicht nur im privaten Bereich, wüsste Kultur und Wirtschaft gewiss auch touristisch zu verbinden und hatte zum Baustellenkonzert der Philharmonie auch schon mal den Helm auf. Kulturförderung sei immer auch Wirtschaftsförderung, äußerte er im Kulturpalast eine gerne zitierte Phrase, die er denn auch gern bis ins sächsisch-augusteische Zeitalter verlängerte. Klingt ein bisschen nach dem Dresdner Grundgesetz „Das war schon immer so!“ Dass wirkliche Kulturförderung immer auch etwas mit gesellschaftlicher Bildung und Aufklärung zu tun hat, darf er gerne hier nachlesen, um anschließend über die soziale Dimension von Kunst und Kultur nachzudenken.
Im Wahlkrampf zum Ideenräuber („5.000 Wohnungen“) mutierte der Umfragen zufolge Drittplatzierte, der soeben als Sachsens Innenminister für eine kräftige Diätenerhöhung der Parlamentarier votierte und die Politikerrente gerne schon für 60-Jährige eingeführt hätte. So macht man sich Freu(n)de! Kulturelle Ambitionen hingegen werden ihm eher nicht nachgesagt. Für Markus Ulbig spricht freilich, dass ihm in der Landesregierung kaum eine Träne nachgeweint würde. Da muss er sich nicht mal klonen.
Bis nächsten Freitag, dann wissen wir mehr –
Michael Ernst