Es gibt wenige Namen, die überall auf der Welt auch jenen Menschen bekannt sind, die sich mit dem Metier dieser Namensinhaber überhaupt nicht befassen. Von Pablo Picasso zum Beispiel wird auch schon einmal gehört haben, wer noch nie im Museum gewesen ist und abstrakte Malerei grundsätzlich als Kinderkram abstempelt. Wen stört es da schon, dass so manche Bildungsbürger den Maler für einen Franzosen halten und andere Zeitgenossen den Schriftzug des Spaniers lediglich aus der Autoreklame kennen.
Ein Landsmann des vor nun bald 135 Jahren in Málaga geborenen Pablo Ruiz Picasso hat gestern seinen 75. Geburtstag feiern können. Auch ihn kennt man überall auf der Welt. Plácido Domingo, kein Tenor wie andere Tenöre. Ein Künstler, der keine Grenzen kennt, weder in Genrefragen – da erwies er sich immer wieder als neugierig austastend, lustvoll erkundend, in seinem Glück ansteckend – und schon gar nicht in seinem Leistungsvermögen.
Er begann seine Laufbahn als Bariton, die Höhepunkte seiner Karriere absolvierte er als Tenor, zudem war und ist er erfolgreich als Intendant und Dirigent. Natürlich hat er die Spitzenwerte seiner Bekanntheit gemeinsam mit José Carreras und Luciano Pavarotti absolviert, als DIE DREI TENÖRE die ganze Welt becircten. Inzwischen gibt es zahllose Nachahmer, mal drei, mal zehn Tenörchen; niemand davon wird auch nur annähernd am Ruhm der Originale zu kratzen vermögen. Domingo, der leidenschaftsvolle Darsteller, der galante Charmeur, der stimmgewaltige Mann des Musiktheaters und des Konzerts, er hat in Oper und Operette brilliert, stand im Film und sowieso bei zahllosen Plattenaufnahmen seinen Mann, er wagte sich in Cross-Over-Bereiche, führte und führt die Opernhäuser von Los Angeles und Washington auf Erfolgsspuren, gilt als uneitel und ist zudem äußerst spendabel, wenn es um wohltätige Zwecke geht. Mehrfach war er Gastgeber und Ehrengast von Gala-Veranstaltungen, zuletzt begeisterte er vor gut einem Jahr im Leipziger Gewandhaus bei einer Verdi-Gala. Wer ihn demnächst in halbwegs erreichbarer Nähe erleben will, muss sich bis zum Mai gedulden. Dann wird Maestro Domingo wieder mal in Berlin gastieren. Am 5., 8., und 11. Mai singt er die Titelpartie in Verdis »Simon Boccanegra« an der dortigen Staatsoper (im Schillertheater unter der musikalischen Leitung von Daniel Barenboim). Wer etwas weitere Wegstrecken auf sich nehmen mag, sollte Budapest anpeilen. Dort wird der Jubilar und Weltstar schon am 6. Februar in einer Shakespeare-Gala zu erleben sein.
Happy Birthday, Plácido!