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Von Dresden lernen: Die Menschenkette!

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Hoppla, die fünfte Jahreszeit ist mal wieder ausgebrochen. Und da geht bekanntlich alles drunter und drüber. Das bekommen sogar all jene zu spüren, die gemeinhin als Faschings-, Karnevals- oder generell als Hokuspokus-Muffel gelten. Plötzlich spielt das Abendland verrückt, macht Dresden ausnahmsweise einmal nicht nur etwas nach, sondern gilt gar als Vorbild. „Von Dresden lernen!“, das haben sie sich gestern sogar in Köln gedacht und damit ein offenbar so drängendes wie dringendes Problem in den Griff kriegen wollen. Das hemmungslose „Wildpinkeln“ der Karnevalisten nämlich. Die hatten sich in vergangenen Jahren sogar am Kölner Dom erleichtert, der doch wohl mehr als genug Weihwässer in seinem Inneren birgt. Damit war nun erst einmal Schluss, der Menschenkette sei Dank! Das uniformierte Karnevals-Traditionskorps einer Funkengarde sollte Schlimmstes verhindern und hat sich vor den heiligen Mauern postiert. Vielleicht haben die Narren ja auf das Vorbild von Dresden geschielt? Menschenkette geht immer!

Hilft aber nichts, wenn im sächsischen Elbtal traditionsgemäß von anderen abgekupfert wird. Partnerstadt Hamburg zum Beispiel – muss man sich wirklich die Elbphilharmonie zum Vorbild nehmen, wenn aus einem einstigen Kraftwerk ein Haus der Kultur werden soll? Kulturkraftwerk als griffiger Name wurde dem Bau schon längst streitig gemacht, nun scheint auch noch der Eröffnungstermin in Frage zu stehen.
Natürlich geht es dabei ums Geld, und natürlich wird der Bau teurer als ursprünglich geplant. Vom Rathaus lernen heißt siechen lernen! Schulden machen, aber keine Schuld haben zu wollen! Alles wird teurer und, wenn überhaupt, dann erst viel später fertiggestellt.

Der Festakt Ende des laufenden Jahres scheint tatsächlich gefährdet, denn erst jetzt wurde die für Staatsoperette, Theater der Jungen Generation et cetere erforderliche Beleuchtungstechnik nicht (!) ausgeschrieben. Ohne Licht kein Theater, das leuchtet sogar Kommunalpolitikern ein. Ohne Theater im künftigen Kulturkraftwerk (bleiben wir ruhig bei diesem Begriff, denn gelebte Kultur gibt den Menschen Lebenskraft) wird es aber mächtig Theater geben in Dresden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Staatsoperette hatten seit Jahren auf Geld, auf viel Geld verzichtet, um aus der maroden Spielstätte in Leuben endlich in ein standesgemäßes Haus ziehen zu können. Wenn das aufgrund von Finanzstreitigkeiten zwischen Stadt und Land (wobei darauf hingewiesen sein darf, dass es sich hier wie da um Steuergeld handelt) nun nicht möglich sein soll, steht ihnen die Rückzahlung zu. Dabei soll es um rund 13 Millionen Euro gehen. Bei Lichte betrachtet, ist das viel Geld. Aber ohne Beleuchtung? Die im Dunkeln sieht man nicht …
Helau, Dresden, Helau!

Bis nächsten Freitag –
Michael Ernst