Die Sächsische Staatskapelle hat ihre Tour in die Elbphilharmonie fest geplant. Die wächst in Hamburg gen Himmel und sollte bitteschön nicht mit der orchestralen Elbland-Fusion von Radebeul-Riesa verwechselt werden. Anfang Februar 2017 reist das Orchester mit Chefdirigent Christian Thielemann stromabwärts in die hanseatische Partnerstadt, um das immer wieder verteuerte und verschleppte Prestigeobjekt ein erstes Mal zu bespielen. Ursprünglich sollte es ja 2010 fertiggestellt werden und 77 Millionen Euro kosten. Inzwischen ist von 789 Millionen Euro Steuergeld die Rede, einige hübsche – und abschreibungsfähige – Spendensümmchen dürften wie nebenher noch mit eingeflossen sein.
Darauf muss im Dresdner Elbtal wohl niemand hoffen, jedenfalls nicht in annähernd vergleichbarem Umfang. Doch auch hier wird der zentrale Kulturbahnhof teuer und teurer. Derzeit sind 92 Millionen Euro veranschlagt. Aber womöglich wird es in Dresden noch lustiger als in Hamburg. Denn dort, bei den nicht ganz ohne Neid als Pfeffersäcke verschrieenen Kaufleuten, ging es mal um eine Verglasung, die kurz nach ihrem Einbau wieder entfernt werden musste, um künftigen Fassadenkletterern (vulgo: Fensterputzern) das Leben ein wenig leichter zu machen. Mal um Statik, dann um eine Anbindung der U-Bahn, auf die aus Kostengründen (!) verzichtet worden ist.
Hier aber geht es um fehlende Lichter. Von Leuchten zu schweigen! Dass tatsächlich Theaterräume für Staatsoperette und Junge Generation gebaut werden sollen, ohne vorab die Kosten für Planung und Einbau der Beleuchtungsanlagen geklärt zu haben, klingt eher nach Schildau, ist aber in Dresden geschehen. Und nun – kein Aprilscherz, nicht mal ein verspätet gefundenes Osterei, das sich die Beamtenschaft selbst in Nest gelegt hat! – fehlt gar die Betriebserlaubnis für das ganze Kulturprojekt. Warum? Wegen fehlender Bushaltestellen! An die soll niemand gedacht haben? Ein Schildbürgerstreich.
Die Eröffnung des kulturellen Kraftwerksgeländes war bislang für den 16. Dezember vorgesehen, steht nun aber in der Tat in den Sternen. Denn jetzt streiten Verfechter von Mobilität, Anwohnerschutz und ungestörter Gastronomie mit-, nein gegeneinander. Die Fronten sind, das ist in dieser Stadt geradezu unvermeidlich, festgefahren wie hartgesottenste Kalauer. Ja, man könnte darüber lachen – wenn es nicht so teuer und traurig wäre, was da abgezogen wird.
Hamburg und Dresden sind Partnerstädte. Sie können voneinander nur lernen.