Nebenan hämmerten die üblichen Beat-Klänge eines Festes der Lockwitzer Feuerwehr, aber das stattliche Schloss wirkte als akustischer Puffer, so dass die zarten Klänge der »Lockwitzer Kammermusik in der Schlosskirche« ungestört blieben. Marjana Winkler als Initiatorin dieser Reihe hatte sich mit zwei ihrer ehemaligen Mitstudentinnen der Dresdner Musikhochschule verbündet und bot am 11. Juni in dem wohlklingenden Kirchenraum ein delikates und diffiziles Programm für zwei Violinen und Viola unter dem Titel Kammermusik zum Max-Reger-Gedenkjahr 2016. Wann wohl bekommt man von Max Reger »Kanon und Fuge im alten Stil« für zwei Violinen op. 131b zu hören oder dessen Serenade G-Dur für zwei Violinen und Viola op. 141a, oder »Drei Madrigale« für Violine und Viola von Boheslav Martinu oder das Terzetto op.74 von Antonín Dvorák? Maria Berge, jetzt Geigerin im Orchester der Staatsoperette Dresden, ihre dortige Kollegin Marjana Winkler sowie Tabea Hundt, Viola, zugleich Winzerin giftfreier Weine in Radebeul, hatten diese selten oder nie zu hörenden Perlen der Kammermusik ausgewählt und gaben damit ein nachahmenswertes Beispiel heute rar gewordener Kammermusik-Pflege.
1887 erwarb Dvorák, damals endlich ein anerkannter Komponist, ein Häuschen in der mährischen Hochebene, der Vysochina, um in der zauberhaften Natur künstlerisch zur Ruhe zu kommen. Früchte dieser Natur- und Landschaftsverbundenheit sind sowohl das Terzetto als auch ein Satz aus den Romantischen Stücken für Violine und Klavier, das als Bearbeitung für die drei Streichinstrumente als Zugabe erklang. Der mährische Landsmann Martinu hatte 1939, 1948 und 1959 drei Zyklen mährischer Poesie als Madrigale für Vokalensembles vertont. Offenbar hatte ihn die italienische Urform volkstümlicher Vokalmusik der Renaissance so angeregt, dass er auch den Instrumenten gesangliche Linien anvertraute. Max Regers Kanon ist während seiner Zeit als Meininger Hofkapellmeister 1913 entstanden, wohl auf Bitten zweier Mitglieder der dortigen Hofkapelle, während das Trio in seinem vorletzten Lebensjahr in Jena entstand: beides hochkomplexe und diffizile Stücke, die an der Schwelle zur Neuen Musik stehen und von den Interpretinnen höchste Konzentration forderten. Es ist daher sehr verdienstvoll, dass sich Musikerinnen zusammenfinden, um im reichen Repertoire der Kammermusik, das gegenwärtig etwas stiefmütterlich behandelt wird, einige lohnende Entdeckungen zu machen, und zwar ohne die gängigen, Erfolg versprechenden Autoren zu bemühen.
Am 10. Juli um 17.00 Uhr wird das Programm im Gemeindesaal der Evangelisch-Reformierten Kirche Dresden an der Brühlschen Terrasse wiederholt.