Prima la Musica – prima le Immagine – prima le Parole, ewiger Musenstreit der Gattungen seit der Antike. In der Romantik schließlich begegnen sie sich erstmals im universalen Austausch miteinander, im gemeinsamen Blick. Wagner antwortet mit seinem Gesamtkunstwerk. Und die beiden Künstlergrößen der Romantik, Richard Wagner und Caspar David Friedrich, die sich in Dresden nie begegneten – die Spanne ihrer Lebensüberlappung betrug nur 27 Jahre – verhandeln das in Transzendenz im neuen Richard-Wagner-Spiel »Ein Stück Vom Himmel: Oder wenn Ich erst ewig bin …«.
Das Stück beschreibt sein Dramaturg Lukas Schergaut: Nachts im Atelier; Ins Halbdunkel des kargen Raumes und des eigenen Schicksals gehüllt, sinniert ein Maler über den bitteren Lauf der Welt. Da erreicht ihn von Ferne ein Klang, ein Klang aus noch ungeborener Zukunft, gekommen, sich selbst ins Licht zu setzen durch Auge und Hand des anderen. Und ebendiesem anderen einen Weg zu zeichnen, der hinausführt ins Freie.
Mit Richard Wagner und Caspar David Friedrich treffen in einer, dem Irdischen enthobenen, Traumwelt die Genies zweier Generationen und Künste aufeinander. Gemeinsam wagen sie sich vor zu den mythischen Orten ihrer Leidenschaft, den Fluss der Zeit hinauf zu den verborgenen Quellen ihrer Inspiration. Den unvergesslichen Motiven einer verschmelzenden Landschaft folgend, führt sie ihre Reise an die dunkelsten Abgründe der Seele und hinauf zu bislang ungekannten geistigen Höhen, ein einzigartiges Panorama der Romantik zu schauen…
Caroline Bommer, die ewig getreue Ehefrau des Malers, begleitet dabei ihre Gedanken- und Traumwelten. Ewa Zeuner (Sopran/Mezzosopranistin) – bewährte Minna der vorhergegangenen Wagner Spiele – singt diese Rolle mit einer eigens für dieses Stück komponierten Musik. Eher Operngesang als Lied, aus dem sich Anklänge, weniger Zitate an Wagner heraushören lassen; „bitonal“ wie der Komponist Johannes Wulff-Woesten seine neue Komposition gegenüber der Interpretin bezeichnete, was auch immer das bedeutet. Robby Langer (Schauspieler) verkörpert wieder scharf zeichnend Richard Wagner. Und diesmal selbst auf der Bühne seiner neuen Produktion ist Johannes Gärtner in der Rolle des Caspar David Friedrich. Neu im Produktionsteam führt Matthias Nagatis die Regie des Spiels. Das aufspielende Kammertrio der Nordböhmischen Philharmonie Teplitz, Partner schon 2015 und 2014, wird von Christine Hesse am Klavier geleitet.
Selbst das Bühnenbild unterwirft sich der romantischen Suche nach dem besten Augenblick, denn es entsteht in jeder Aufführung neu, live-gezeichnet auf breiter Leinwand vom Künstler Architekt Michael Klose. Und dahinter erhebt sich die Naturkulisse des Graupaer Parks, mit ihrer 400-jährigen Eiche, die über allem steht. So erwartet den Open-Air-Liebhaber, Graupa-Freunde, Wagnerianer, den Opernbesucher und jene die dadurch erst solche werden, ein alle Sinne ansprechendes Spektakel an den letzten in Ostdeutschland noch erhaltenen Originalschauplätzen von Richard Wagners Wirken.
Die nunmehr 4. im Jagdschloss Graupa stattfindenden Richard-Wagner-Spiele sind eine Kooperation des Autors Johannes Gärtner (Idee, Buch, Bühne) und seiner Theaterproduktionsgesellschaft CERCA DIO mit der KTP/Kultur und Tourismus Gesellschaft Pirna mbH. Zuschüsse für die Produktion, die nicht alleine von den Abendspieleinnahmen getragen werden kann, kommen von der Euroregion Elbe-Labe und dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds (Fördermittel der EU), der Stadt Pirna und weiteren Förderern. Träger der Förderung ist der ProGraupa e.V. wie auch ganz Graupa vielfältig mitwirkend eingebunden ist, mit Kleindarstellern, Helfern und der Organisation.
Salon der Experten: Jeweils vor den Aufführungen findet um 18:30 Uhr der WAGNER SALON statt, mit Gesprächen die Aspekten des Stückes auf den Grund gehen. Gäste sind am 1.Juli Prof. Dr. ECKART KRÖPLIN „Musik aus Licht – Richard Wagner ein Komponist der Farben“. Am 2. Juli folgen die Landschaftsarchitekten KIRSTEN KREPELIN und THOMAS THRÄNERT der Spur von Spaziergängern um 1800 zu bestimmten Themen und Schauplätzen. Auch gehen sie auf die Rolle der Musik bei der Nutzung verschönerter Landschaften ein. „Jenseits der Klänge, abseits der Töne“ ist Thema am 8. Juli bei Kammersänger PETER SCHREIER, der über die inspirierende Kraft und Wirkung anderer Kunstgattungen auf sein eignes Schaffen spricht. Schließlich berichtet der Regisseur THOMAS FRICK über seine, an Schauplätzen von Dresden bis Rügen gedrehte, vom NDR ausgestrahlte, szenische Dokumentation der wichtigsten Stationen des künstlerischen Kosmos Friedrichs „Caspar David Friedrich – der Gedankenmaler der Romantik“ am 9. Juli 2016, 18:30. Moderiert wird der Salon von Dr. PETER UFER.
Vorschau: Der umtriebige Theatermann Gärtner (37), der deutschlandweit mit Programmen zu Schiller, Schuhmann, Schubert und Wagner unterwegs ist, träumt nicht in die Zukunft für Graupa, er plant konkret seine Richard-Wagner-Spiele weiter. Gastierend 2017 auf Schloss Teschen/Děĉín, das eine ähnliche Open-Air Szenerie bietet wie Graupa, mit der Wiederaufnahme des diesjährigen Stücks »Wagner – Friedrich: MUSIK – MALEREI« in tschechischer Sprache und angepasst an die böhmische Inspirationsgegend des Malers. Ein Event zur bildenden Kunst mit der WEISSEN FLOTTE auf der Elbe kommt dort noch dazu.
Im Jahr 2018 dann der zweite Part der als Trilogie angelegten Richard-Wagner-Spiele »Wagners Welt: EXIL«. Wieder in Graupa und wenn es in Teschen/Děĉín gut gelaufen ist auch dort. 2019 folgen »Wagner: MUSIK – WORT«. Und in weiter mutiger Vorschau auf 2020 dann der letzte Part der Trilogie »Wagners Welt: BAYREUTH«. So gehen denen, die sich mit Wagners Graupa angefreundet haben, die Freilufttheater-Erlebnisse in den nächsten Jahren nicht aus; Johannes Gärtner sei Dank.
Wagner Open-Air Graupa »EIN STÜCK VOM HIMMEL: ODER WENN ICH ERST EWIG BIN …«
1.,2. und 8., 9. Juli 2016, 20 Uhr, Aufführungsdauer etwa zweieinhalb Stunden
Mitmachperformance im Schlosspark in der Pause mit Kunst- und Kirchenmaler Michael DonathWAGNER SALON vor jeder Aufführung 18.30Richard-Wagner-Stätten Graupa, Tschaikowsky-Platz, Pirna Ortsteil Graupa
Eintrittskarten 22/16 €, Wagner Salon inbegriffen. Nur Wagnersalon 5 € an der AbendkasseEintrittskarten gelten als Fahrschein am Aufführungstag im gesamten VVO-Verbundraum