Die Eröffnungszeremonie ist vorbei. Grund zur Freude gab es genug. Neben der reinen Kultur feierte man sich vor allem, weil es weder Zeitverzug noch größere Kostenexplosionen gegeben hatte. Mit den neuen Spielstätten im Kraftwerk Mitte, das allerorts Kulturkraftwerk genannt wird, rechtlich aber nicht so heißen darf, hat sich Dresden tatsächlich ein schönes Juwel geschaffen. Alltagstauglich allerdings ist es noch nicht. Sieht man von den eher zu belächelnden Publikumsnörgelei über die vermeintlich unfertigen Foyers – „Soll das so bleiben? Da sind ja noch die alten Fabrikmauern zu sehen!“ – einmal ab, wundert man sich doch über ganz (un-)praktische Aspekte im Umgang mit den erwarteten Zuschauerströmen.
Die komplizierte Parkplatzsituation und das Debakel mit den Reisebussen, die hier nicht vorfahren können – geschenkt. Die Halbheiten, was die Kreativszene und ein mögliches Künstlerquartier hier hätten zum Erblühen bringen können – verrechnet. Aber dass allen Ernstes Staatsoperette und Theater Junge Generation, die aus ihren maroden Spielstätten in entlegenen Vororten nun fast zentral unter einem gemeinsamen Dach zusammenfinden konnten, in der langen Vorbereitungszeit ihre Ticketsysteme nicht aufeinander abstimmen konnten, mutet wie ein Gruß aus Schilda an.
So kommt es derzeit immer wieder vor, dass sich das Operettenpublikum in langen Warteschlangen gedulden muss, ehe es an seine Eintrittskarten kommt, während am tjg-Schalter niemand steht, dort aber keine Operettenbilletts verkauft werden können. Doch wie bei den meisten schlechten Nachrichten gibt es auch hier einen Hoffnungsschimmer: Schon in ganz, ganz wenigen Monaten soll Abhilfe geschaffen werden. Dann sollen die Kartensysteme miteinander vernetzt sein.
Natürlich steht nun die bange Frage im Raum, wie das denn im wiedereröffneten Kulturpalast wird: hier die Karten für die Philharmonie, da die fürs Kabarett, ein Schalter für die Musikfestspiele und ein weiterer für die Gastspiele? Das wäre doch eigentlich ein wunderbares Libretto für eine neue Verwicklungsoperette: Marcel aus Marseille sucht verzweifelt Karte und findet die Liebe mit der feschen Ticketverkäuferin aus Tolkewitz. Wie schade, dass Gerd Natschinski schon von uns gegangen ist!